Prag - Die tschechischen Kommunisten (KSCM) wollen sich gegenüber der Öffentlichkeit noch einmal, aber "deutlicher", für die während der totalitären Ära 1948-89 begangenen Taten entschuldigen und sich stärker von den Praktiken der früheren Staatspartei KSC distanzieren. Mehrere KSCM-Funktionäre, darunter zwei Vizechefs der Partei, würden eine derartige Entscheidung begrüßen, berichtete die tschechische Tageszeitung "Pravo" (Montag-Ausgabe).

"Wir sollten uns klar zu der Entschuldigung bekennen, die wir schon vor fünfzehn Jahren ausgesprochen hatten. Wir sollten sie vielleicht noch deutlicher wiederholen - jetzt, wo uns niemand mehr verdächtigen kann, dass wir es nur deshalb machen, weil wir schwach und eingeschüchtert sind", sagte der KSCM-Vizechef Jiri Dolejs gegenüber dem Blatt. Nach seiner Auffassung könnte dies zur Überwindung der Barrieren führen, die eine engere Zusammenarbeit der KSCM mit den Sozialdemokraten (CSSD) hindere.

"Richtige Gelegenheit" gesucht

Der zweite KSCM-Vizechef Vojtech Filip sagte, man habe über eine neue Entschuldigung schon auf einer Sitzung des Zentralkomitees der Partei überlegt. Man sollte eine "richtige Gelegenheit" finden, auf der die Entschuldigung erklingen könnte. Ein KSCM-Parteitag oder eine wichtige Sitzung des KSCM-Zentralkomitees könnte ein "idealer Moment" dafür sein, so Filip.

Der sozialdemokratische Premier Jiri Paroubek reagierte auf die Absicht der KSCM, sich deutlicher als bisher von der Vergangenheit zu distanzieren, mit den Worten, es würde sich um ein "Mosaiksteinchen" handeln, das das Image der KSCM in den Augen der CSSD-Funktionäre bestimmt verbessern würde.

Der KSCM wird seit Jahren Reformfeindlichkeit vorgeworfen. Der Grund ist unter anderem, dass die kommunistische Partei schon mehrmals ihre Umbenennung vehement abgelehnt hat.

Die KSCM ist in den Wählerumfragen die zweitstärkste Partei im Lande. Laut der jüngsten, am Montag veröffentlichten Befragung der Prager soziologischen Agentur CVVM könnte sie mit 16,5 Prozent von Stimmen rechnen. Die größte Parlamentspartei CSSD liegt bei 10,5 Prozent. Klar an der Spitze der Wählergunst bleibt weiterhin die oppositionelle konservative Demokratische Bürgerpartei (ODS) mit 31 Prozent. (APA)