Warschau - Polens Ministerpräsident Marek Belka hat das Rücktrittsgesuch von Innenminister Ryszard Kalisz (SLD, Bündnis der demokratischen Linken) abgelehnt. Dies gab der Regierungssprecher Dariusz Jadowski am heutigen Mittwoch bekannt. Stattdessen entließ Belka den für den Polizeiapparat zuständigen Vizeminister Andrzej Brachmanski.

Brachmanski nahm den Posten im Februar vergangenen Jahres ein. Er schaffte es jedoch nicht, die in die Kritik geratene Polizei vor weiteren Skandalen zu bewahren. So verschwanden nacheinander 20 Kilogramm Kokain und 24 Kilogramm Kokain aus dem Lager der Kriminalpolizei in Lodz (Lodsch). Anfang dieser Woche berichtete die Tageszeitung "Gazeta Wyborcza", zwei Offiziere der Polizei-Hauptverwaltung arbeiteten mit einer Bande zusammen, die Raubüberfälle auf Lkw begeht.

"Zu 99 Prozent unwahr"

Brachmanski bezeichnete die Vorwürfe als "zu 99 Prozent unwahr". Diese Auffassung vertrat er auch noch Mittwochfrüh im Interview mit einem polnischen Radiosender. "Gazeta Wyborcza" erhielt inzwischen eine offizielle Bestätigung der Staatsanwaltschaft am Warschauer Bezirksgericht, dass Ermittlungen gegen Mitarbeiter der Hauptverwaltung der Polizei laufen. Dabei handle es sich jedoch lediglich um den Vorwurf der Korruption. Die Autoren des Berichts räumten bereits ein, dass ihr Text möglicherweise nicht in allen Teilen den Tatsachen entspricht.

Ministerpräsident Belka fällte seine Entscheidung am Mittwoch nach einem Gespräch mit allen Beteiligten. Schon am Dienstag hatte er zu verstehen gegeben, dass er die Arbeit von Minister Kalisz schätze. Bei der Parlamentswahl am 25. September wird die Mitte-Links-Regierung von Marek Belka beständigen Umfrageergebnissen zufolge mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit abgewählt. (APA)