Wien/Paris - Die OECD hat in ihrem Frühjahrsausblick die Prognosen für das Wirtschaftswachstum Österreichs erneut zurück genommen. Die Pariser Organisation geht in ihrem jüngsten "Economic Outlook" von einem BIP-Wachstum von 1,9 Prozent für 2005 und von 2,3 Prozent für 2006 aus. Im November prognostizierte die OECD noch ein BIP-Plus von 2,3 Prozent für heuer und von 2,6 Prozent für 2006.

Mit diesen Erwartungen liegt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unter den letzten Prognosen der heimischen Wirtschaftsforscher: Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) ist Anfang April von einem heimischen BIP-Wachstum für 2005 von 2,2 Prozent ausgegangen, das Institut für Höhere Studien (IHS) von 2,1 Prozent.

Für das kommende Jahr gehen die heimischen Institute von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,3 (Wifo) bzw. 2,5 (IHS) Prozent aus. Ihre Sommer-Prognose legen Wifo und IHS am 1. Juli vor.

Außenwirtschaft bremst

Österreichs Wirtschaft wächst den OECD-Prognosen zufolge heuer mit 1,9 Prozent sogar in einem leicht geringeren Ausmaß als im Vorjahr mit 2,0 Prozent. Vor allem ein weniger günstiges außenwirtschaftliches Umfeld habe den Aufschwung gebremst.

Die durch Neuverschuldung finanzierten Steuersenkungen hätten zwar die Binnennachfrage stimuliert, die positiven Effekte seien aber durch ein langsameres Wachstum der Exporte kompensiert worden, heißt es im Bericht.

Bei etwas langsamerer Expansion des Welthandels und nur allmählicher Konjunkturerholung im Euroraum werden die wichtigsten Impulse für die Gesamtwirtschaft Österreichs 2005 von einer expansiven Finanzpolitik ausgehen, so die OECD.

Steuersenkungen pushen privaten Konsum

Der private Konsum werde auf Grund der Steuersenkungen zulegen, die Investitionsausgaben würden aber durch das Auslaufen der Investitionszuwachsprämie vorübergehend gedämpft. Das Exportwachstum werde verhalten ausfallen, schreibt die Pariser Organisation.

Das Budgetdefizit werde sich heuer wegen der Einkommens- und Unternehmenssteuererleichterungen sowie höherer Ausgaben für Kinderbetreuungsgeld beträchtlich ausweiten. Die OECD mahnt Österreich daher in ihrem Konjunkturbericht erneut zu weiteren Sparmaßnahmen.

Die Pensionsharmonisierung werde sich zwar nachhaltig positiv auf die Staatsfinanzen auswirken, dennoch seien weitere Kürzungen auf der Ausgabenseite nötig, um die Auswirkungen der Steuersenkungen auf das Defizit zu kompensieren, schreibt die OECD.

Budgetdefizit bei 2,0 Prozent

In ihrem jüngsten Bericht geht die Pariser Organisation von einem Budgetdefizit von 2,0 Prozent für 2005 und von 1,9 Prozent für 2006 aus. Zuletzt lagen die Erwartungen noch pessimistischer bei jeweils 2,1 Prozent.

2006 dürfte sich die Konjunktur unter dem positiven Einfluss der erwarteten Leitzinssenkung und der Erholung des Welthandels beschleunigen, so dass die Arbeitslosigkeit geringfügig zurückgehen könnte. Die OECD geht von einer Arbeitslosenrate von 5,5 Prozent im Jahr 2006 aus, nach 5,6 Prozent 2005.

Die Auswirkungen des Ölpreisanstiegs auf die Inflation dürften laut Pariser Organisation abklingen. Während für heuer noch eine Inflationsrate von 2,2 Prozent erwartet wird, soll diese 2006 auf 1,7 Prozent zurückgehen, geht aus dem Bericht hervor.

Einfluss von Außen

Der wirtschaftliche Aufschwung in Österreich hänge neben der Politik jedoch maßgeblich von externen Entwicklungen ab, schreibt die OECD zusammenfassend: Steigt der Wechselkurs des Euro gegenüber dem Dollar stärker als erwartet, würde das Exportwachstum weiter gedämpft.

Dauerhafte Einsparungen bei den Staatsausgaben könnten aber das Vertrauen in die Nachhaltigkeit der Steuersenkungen festigen und dazu führen, dass der Konsum kräftiger zunimmt als erwartet. (APA)