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Gefüllte Bahnsteige nach dem Stromausfall

Foto: REUTERS/Sergei Karpukhin
Moskau - Einen Tag nach dem massiven Stromausfall in Moskau ist die russische Millionenmetropole am Donnerstag allmählich zur Normalität zurückgekehrt. Für den staatlich kontrollierten Konzern Vereinigte Energiesysteme Russlands (RAO EES) zieht der Zusammenbruch der Stromversorgung, von dem mehrere Millionen Menschen betroffen waren, strafrechtliche Ermittlungen nach sich. Eine Sprecherin des Monopolisten führte die Explosion in einem Umspannwerk auf veraltetes Material zurück.

Die Detonation und der Brand in der 40 Jahre alten Umspannstation lösten am Mittwoch eine Kettenreaktion aus - bis in die 200 Kilometer südlich von Moskau gelegene Region Tula. In der russischen Hauptstadt blieben U-Bahnen und Schienenbusse stehen, und Zehntausende mussten in der vorsommerlichen Hitze zu Fuß gehen. Aus den im Untergrund stecken gebliebenen Zügen wurden die Fahrgäste evakuiert.

Auch Innenministerium hatte keinen Strom

In mindestens 20 Krankenhäusern konnte die Energieversorgung nur mit Hilfe von Notstromaggregaten aufrechterhalten werden. Auch das Innenministerium hatte vorübergehend keinen Strom. Der Handel an der Moskauer Börse wurde Medienberichten zufolge zeitweise ausgesetzt. In Supermärkten drohten wegen eines Ausfalls der Kühlsysteme Lebensmittel zu verderben. Der stellvertretende Bürgermeister Valeri Schantsow schätzte, dass etwa fünf Millionen Menschen von dem Stromausfall betroffen waren.

Erst am Donnerstag verkehrten die öffentlichen Verkehrsmittel wieder planmäßig, wie die zuständige Behörde mitteilte. Allerdings hatten laut einem Bericht des Fernsehsenders "Rossija" am Morgen noch rund 1.000 Wohngebäude keinen Strom. Gegen Mittag war die Stromversorgung nach Angaben einer EES-Sprecherin vollständig wiederhergestellt.

Der russische Präsident Wladimir Putin machte die Führung des Energiekonzerns EES für den Stromausfall verantwortlich und sprach von Nachlässigkeit. An der Spitze des Konzerns steht der frühere Ministerpräsident und Kreml-Kritiker Anatoli Tschubais, der als Architekt des umstrittenen Privatisierungsprogramms der neunziger Jahre gilt. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Tschubais wurde laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax zu einer Vernehmung einbestellt. (APA/AP)