Wien - Die Beziehungen zwischen Österreich und Mexiko sind vor allem durch zwei historische Ereignisse geprägt. Am 19. Juni 1867 wurde Kaiser Maximilian, der jüngere Bruder von Kaiser Franz Joseph, kurz vor seinem 35. Geburtstag von einem Hinrichtungskommando erschossen. 1938 protestierte das lateinamerikanische Land gegen den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland. Bundespräsident Heinz Fischer reist am Sonntag zu einem viertägigen Staatsbesuch nach Mexiko.

"Der politische Tod Österreichs (...) stellt ein schweres Attentat gegen den Völkerbundpakt und gegen die übernommenen Grundsätze des Völkerrechts dar", hieß es in der Erklärung von Mexikos Delegierten beim Völkerbund, Isidro Fabela. Seit 20. Mai trägt eine Promenade im Bereich der Donau-City in Wien-Donaustadt seinen Namen.

"Komplexes Umfeld"

Mexiko rückte 1938 von seinem Prinzip der Nichteinmischung nicht ab, obwohl sich das Land damals in schwieriger wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Ausland befunden habe. Dabei wurde der Protest "in einem feindseligen und komplexen Umfeld" verfasst. Präsident Lazaro Cardenas hatte am 18. März 1938 die Verstaatlichung der internationalen Erdölgesellschaften verfügt. Am selben Tag gab Außenminister Eduardo Hay "grünes Licht" für die von Cardenas approbierte Protestnote an den Völkerbund.

Es gab noch Proteste anderer Staaten gegen den Anschluss. Vor allem von der UdSSR, die zwei Mal, am 17. März und 21. September 1938, durch Erklärungen ihres Volkskommissars für Auswärtige Angelegenheiten (Außenminister), Maxim Litwinow, ihren Protest gegen den Anschluss Österreichs zum Ausdruck brachte. Sie erfolgten aber nur verbal oder in Form bilateraler Demarchen und nicht durch eine offizielle Note an den Völkerbund.

Hinter der mexikanischen Haltung steckte aber die spezifische Position, die das lateinamerikanische Land nach dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges eingenommen hatte. Mexiko stellte sich auf die Seite der Republik. 1936 hatte General Francisco Franco gegen die reformorientierte linksgerichtete Zweite Spanische Republik geputscht und damit einen dreijährigen Bürgerkrieg entfacht. Nach dem Sieg im Jahr 1939 errichtete Franco eine Diktatur, die erst mit seinem Tod im November 1975 zu Ende ging.

Bei der Beschaffung von Waffen durch die Republikaner spielte besonders die österreichische Waffenfabrik in Hirtenberg eine bedeutende Rolle. Österreich stand unter politisichem Druck Deutschlands und versuchte die Auslieferung - Mexiko hatte 15,25 Millionen Stück 7,92 Millimeter-Patronen und vier Mio Stück Pistolenmunition bestellt. Möglicherweise war für die Opposition gegen den "Anschluss" also auch die Befürchtung ausschlaggebend, der deutsche Einmarsch in Österreich könnte die Lieferung unterbinden.

1867 wiederum beendete ein mexikanisches Erschießungspeloton in Queretaro das vierjährige Abenteuer von Kaiser Maximilian. Kaiser Franz Josephs jüngerer Bruder hatte 1864 in Mexiko Einzug gehalten. Initiator des verhängnisvollen Unternehmens, Maximilian auf den "Thron Montezumas" zu setzen, war der französische Kaiser Napoleon III., dessen Truppen 1863 in Mexiko einmarschiert waren.

Die Militärintervention wurde mit der Einstellung der Zinszahlungen für die mexikanischen Auslandsschulden durch die liberale Regierung des Präsidenten Benito Juarez begründet. Die USA unter Abraham Lincoln zeigten sich aber mit Mexiko solidarisch. Napoleons Finanzminister Achille Fould wälzte den Hauptteil der Kosten für das französische Expeditionskorps auf Mexiko ab, dessen Wirtschaft nach jahrelangem Bürgerkrieg zerrüttet war. Die Maximilian aufgezwungenen finanziellen Klauseln verurteilten das neue Kaiserreich von Anfang an zum Bankrott.

Napoleons Statthalter Francois Bazaine klagte über Maximilians Leichtfertigkeit und Größenwahn. Die Meinungsverschiedenheiten vertieften sich. Schließlich versuchte Paris vergeblich, Maximilian zur Abdankung zu bewegen. Er weigerte sich aber, das Land mit den französischen Truppen zu verlassen. Nach mehrwöchiger Belagerung Queretaros wurde Maximilian von den Republikanern gefangen gesetzt und in einem Schauprozess zum Tod verurteilt. Vor allem wurde ihm das berüchtigte "Oktober-Dekret" des Jahres 1865 zur Last gelegt, das Hunderten von Unschuldigen das Leben kostete und für das Bazaine verantwortlich gewesen soll. Im November 1867 kehrte Maximilian im Sarg nach Wien zurück. (APA)