Wien - Die Chance für die glorreichen Helden des FC Liverpool, ihren am Mittwoch errungenen Champions-League-Titel in der nächsten Saison verteidigen zu dürfen, stehen derzeit eher schlecht. UEFA-Kommunikationsdirektor William Gaillard bekräftigte am Donnerstag erneut, dass der Europäische Fußballverband nicht daran denke, seine Regularien zu ändern und den Reds einen zusätzlichen Platz im Wettbewerb zuzugestehen. "Ich habe vollste Sympathien für den Klub und würde sie gerne dabei haben - aber wir haben unsere Regeln", sagte Gaillard.

Die Entscheidung liege beim englischen Verband (FA), betonte Gaillard. Dieser kann vier Teilnehmer für den Bewerb nominieren. Mit dem enttäuschenden fünften Platz in der Premier League haben die Liverpooler die nationale Qualifikation allerdings verpasst. Ausgerechnet Lokalrivale Everton schnappte sich das letzte Ticket und wurde von der FA auch bereits als Teilnehmer genannt. Ein Umstoßen dieser Entscheidung ist nicht zu erwarten und wäre auch sportlich sehr fragwürdig.

Gaillard erinnerte allerdings an einen diesbezüglichen Präzedenzfall aus Spanien. Real Madrid verteidigte seinen CL-Titel als Ligafünfter, nachdem es vom spanischen Verband statt Real Zaragoza nominiert wurde. "Die Spanier haben uns gesagt, sie würden das viertplatzierte Team durch Madrid ersetzen. Eine harte Entscheidung, aber nicht eine die wir zu treffen haben", so der UEFA-Mann.

Wohlwollen von Johansson

Liverpool-Geschäftsführer Rick Parry, der einräumt, in dieser Causa noch keinen Kontakt mit der UEFA gesucht zu haben, hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben: "Wir haben die Tendenz, uns auf dramatische Finali zu spezialisieren, die ganz Europa unterhalten. Man könnte also erwarten, dass uns einige Leute auch im nächsten Jahr sehen wollen."

Manager Rafael Benitez wurde da schon deutlicher: "Es ist unvorstellbar auch nur in Betracht zu ziehen, dass eine Mannschaft, die Europa in Supercup und Weltcup vertritt, nicht in die Champions League zurück kann."

Nach einem Bericht des "Guardian", soll UEFA-Präsident Lennart Johansson bei einem Gala-Diner in Istanbul dem Liverpool-Vorsitzenden David Moores versichert haben, alles in seiner Macht stehende zu tun, um dem Titelverteidiger ein Antreten zu ermöglichen. Eine endgültige Entscheidung wird voraussichtlich am 16./17. Juni bei der Sitzung des UEFA-Exekutiv-Komitees in Manchester fallen.

Gerrard: "Wie könnte ich gehen"

Eine wichtige Klärung in Personalfragen dürfte der unglaubliche Erfolg gegen Milan aber bereits gezeitigt haben. Kapitän und Mastermind Steven Gerrard wird Liverpool wohl erhalten bleiben. "Wie könnte ich diesen Klub je verlassen", sagte ein enthusiasmierter Gerrard nach dem Match. Gespräche mit Benitez hat es zwar noch nicht gegeben, doch dürften diese in Kürze anstehen. Der Manager selbst meinte, er sei nun sicher, dass der Mittelfeld-Star auch die nächste Saison in Anfield bestreiten wird.

Über das Spiel meinte Gerrard: "Zur Halbzeit habe ich gedacht, dass ein Sieg unmöglich ist. Das ist die großartigste Nacht meines Lebens." Er sei überrascht gewesen, wie stark in der Kabine der Wille spürbar geworden sei, nocheinmal alles zu versuchen. "Wir haben in dieser Saison einige großartige Mannschaften geschlagen und keiner kann sagen, dass wir unverdient Europas Champions geworden sind." (rob)