Kairo - In der ägyptischen Hauptstadt Kairo haben am
Freitag tausende Menschen gegen die USA protestiert und die
vermeintliche Schändung des Korans durch Angehörige des US-Militärs
verurteilt. Die Anhänger der oppositionellen Moslem-Bruderschaft
versammelten sich vor dem Anwaltsverband in der Innenstadt und
verbrannten Flaggen der USA und Israels. Sie griffen zudem die
ägyptische Regierung scharf an und warfen ihr vor, von der
US-Regierung nicht nachdrücklich genug eine Entschuldigung verlangt
zu haben.
"Unsere Führer, warum so still? Was kommt nach dem Koran?" riefen
einige der Demonstranten. Ahmed Seif al-Islam Hassan al-Banna, Sohn
des Gründers der Bruderschaft, forderte die Regierung auf, sich den
Forderungen der Protestler nach einer US-Entschuldigung
anzuschließen. "Die Vereinigten Staaten verlieren durch ein
derartiges Verhalten sehr viel", fügte er hinzu. Ihr Ruf sei in der
arabischen Welt zunehmend beschädigt.
Das US-Militär hat inzwischen fünf Fälle "falscher Behandlung" des
heiligen Buches des Islam eingeräumt. Allerdings gebe es keine Ernst
zu nehmenden Hinweise darauf, dass der Koran, wie vom US-Magazin
"Newsweek" berichtet, im US-Gefangenenlager Guantanamo tatsächlich
die Toilette hinunter gespült worden sei, hieß es.
Dieser inzwischen zurückgezogene Bericht hatte unlängst auch in
anderen moslemischen Ländern zu heftigen Anti-US-Protesten mit teils
gewaltsamen Ausschreitungen geführt. Beobachtern zufolge waren die
von der Bruderschaft organisierten Demonstrationen in Kairo aber auch
abgehalten worden, um die Stärke dieser Organisation zu
demonstrieren. Mehr als 900 ihrer Anhänger sitzen derzeit in
Gefängnissen, nachdem die ägyptische Polizei im März verstärkt mit
Razzien gegen die Islamisten vorgegangen war, die politische Reformen
in dem Land gefordert hatten. (APA/Reuters)