Umwälzung
Das Internet habe vor rund zwölf Jahren eine Medienrevolution ausgelöst, die sowohl die Wirtschaft als auch das Privatleben der Menschen beeinflusst habe. "Was wir jetzt beobachten, ist die kulturelle Antwort auf diese Veränderungen." Jeder, der diese interaktive Infrastruktur nutze, hinterlasse Daten. "Die Gesamtheit dieser Daten gibt ein neues Ergebnis, das wir "Schwarm-Intelligenz" nennen", sagte der Kommunikationswissenschafter an der Universität Duisburg/Essen. "Vor fünf Jahren haben wir als erste den Begriff 'Ich-AG' diskutiert, jetzt können wir sagen, es gibt eine neue Gemeinschaftsform des 'Wir'."
Einfluss
Diese virtuelle Mehrheit verfüge über viel Macht. So sei zum Beispiel die weltweite Beliebtheit des Liedes "Schni, schna, schnappi..." durch Schwarm-Intelligenz entstanden. Der inzwischen sogar in der Hip-Hop-Szene angesagte Download-Hit der neunjährigen Sängerin Joy begann seinen Siegeszug ohne Musikverlag. Erst nach dem Publikumserfolg übernahm Universal die Vermarktung. Ein anderes Beispiel sei das spanische Modeunternehmen "Zara", bei dem die Kunden durch ihre Einkäufe bestimmen, was produziert wird. "Läuft ein Rock oder ein Oberteil gut, wird sofort nachproduziert."
Zusammenspiel
Auch im privaten Bereich gebe es Beispiele. "So bringt die Internetseite www.date-a-dog.de Hundebesitzer zusammen, die nicht alleine Gassi-Gehen wollen", meint Wippermann. Mittlerweile gebe es Interessengemeinschaften für fast alle Lebensbereiche - ob Weinliebhaber, Segel- oder Wanderfreunde. "Auch auf politischer Ebene werden immer mehr virtuelle Mehrheiten die Geschehnisse bestimmen, Politiker werden sich dann nicht nur alle vier Jahre dem Willen der Mehrheit stellen müssen", sagte der Trend-Forscher. So werde in Litauen bereits bei den nächsten Parlamentswahlen über das Internet abgestimmt.