Berlin/Moskau - Nach der Verurteilung des früheren Yukos-Chefs Michail Chodorkowski zu neun Jahren Lagerhaft hat die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) das Verfahren in Moskau als "unfair" kritisiert. Im Fall Chodorkowski lasse vieles auf eine politische Motivation der strafrechtlichen Verfolgung schließen, erklärte der Russland-Experte der deutschen ai-Sektion, Peter Franck, am Dienstag in Berlin.

amnesty könne die Stichhaltigkeit der gegen Chodorkowski erhobenen strafrechtlichen Vorwürfe nicht abschließend beurteilen, doch die Organisation habe sich "wegen Verletzungen der Grundsätze über ein faires Verfahren" an die russischen Behörden gewandt.

"Russland ist von einem Rechtsstaat weit entfernt", sagte Franck. "Immer wieder entsteht der Eindruck einer Justiz, die sich mehr den Interessen der politischen Macht als den Prinzipien des Rechts verpflichtet fühlt." Chodorkowski war als Vorstandsvorsitzender des Yukos-Ölkonzerns offen gegen die Politik von Russlands Präsident Wladimir Putin aufgetreten und hatte oppositionelle Parteien sowie Organisationen der Bürger- und Menschenrechtsbewegung finanziell unterstützt.

Putin-Mitarbeiter erwartet keinen Schaden für Russland

Nach Auffassung eines engen Vertrauten von Präsident Wladimir Putin wird das Urteil keine negativen Auswirkungen für das Land haben. Der Vorsitzende des russischen Föderationsrates, Sergej Mironow, sagte am Dienstag in Moskau, Chodorkowskis Verurteilung zu neun Jahren Haft sei keine Überraschung. "Ich sehe keinerlei negative Folgen", sagte Mironow nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. Ein Gericht in Moskau hatte Chodorkowski, den früheren Chef des Ölkonzerns Yukos, am Dienstag zu neun Jahren Lagerhaft verurteilt. (APA/dpa)