Innovationen wie die Funktechnologie RFID (Radio Frequency Identification) werden derzeit hochgejubelt: Den Konsumenten soll ein neues Einkaufserlebnis ermöglicht, dem Handel soll zu einem Umsatzplus verholfen und gleichzeitig soll für mehr Effizienz in der Logistik gesorgt werden. In welchem Zeitraum die neuen Möglichkeiten flächendeckend am Markt eingesetzt werden, war bei Experten im Rahmen einer Podiumsdiskussion der APAE-Business-Community vergangene Woche umstritten.

"Schätzungen gehen von 38 bis 65 Mio. Euro an Kosteneinsparungen und einer Umsatzsteigerung von fünf Prozent – also einem Plus von rund 700 Mio. Euro – durch RFID im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel aus", meinte etwa Martin Prantl, Managing Director von AC Nielsen Austria. Noch seien aber die Kosten für die Funkchips zu hoch und die Anbringung an kleinen Produkten schwierig.

Erlebniswelten

Der Handel müsse auf die geänderten Bedürfnisse der Kunden reagieren. "Mehr Super- und Verbrauchermärkte mit größerer Fläche sind nicht alles. Die Kernfrage ist, wie der Einkauf möglichst bequem und Zeit sparend erledigt werden kann", sagt Prantl. Ziel sei es, Erlebniswelten zu schaffen, die Verweildauer zu erhöhen und die Konsumenten zu binden.

Besserer Service und Beratung würden auch die Abgrenzung vom "Phänomen der Diskonter" erleichtern. "Die neuen Technologien sind nur dann erfolgreich, wenn sie nicht nur zum Zweck der Kostenminimierung eingesetzt werden", erklärte Prantl.

Deutlich skeptischer zeigten sich die Vertreter des Handels. "RFID an der Kasse ordne ich für die nächsten zehn Jahre in die Kategorie Sciencefiction ein", meinte Franz Hölzl von Spar Österreich. Seit der Einführung der Scannerkassen habe es wenige technische Innovationen für die Konsumenten gegeben.

Selbst-Scanner

"Wir behalten die Entwicklung im Auge, rechnen aber nicht damit, dass RFID in den kommenden Jahren das große Thema wird", ist auch Johann Brandl von Zielpunkt überzeugt. Innovationen müssten einiges bieten, um die Menschen ins Geschäft zu locken. Wichtig sei auch die Information über Neuerungen. "Der Anteil der Selbst-Scanner in einer unserer Filialen hat sich durch Marketingmaßnahmen verfünffacht", so Brandl.

Schlüsseltechnologie

"RFID ist dabei, sich als eine Schlüsseltechnologie im Handel – besonders im Kundenbeziehungsmanagement – zu etablieren", zeigte sich Christian Fritz von der Telekom Austria optimistisch. Weitere Innovationen sieht Fritz in elektronischen Werbeplakaten, die durch voreingestellte Parameter wie Angebotspreise, Ablaufdaten oder Lagerbestand gesteuert werden.

"Besonders wichtig im Handel ist der menschliche Faktor. Die Abläufe müssen so vonstatten gehen, dass der Kunde damit nicht behelligt wird", ergänzte Herbert Brauneis von IDS Scheer Österreich. RFID werde vorerst im Bereich Lager und Kommissionierung an Bedeutung gewinnen, im nächsten Schritt dann den Supermarkt erobern. (red)