Wien - Der Bezirksvorsteher beruft sich auf die Stadtbildpflege: In der Wiener Innenstadt sei man "überein gekommen, gewisse Plätze von jeder Art von Ständen freizuhalten", sagt Franz Grundwald (VP). Zum Beispiel den Michaelerplatz: "Für einen Informationsstand der Aids-Hilfe ist das nicht der richtige Platz", befindet der Bezirkschef.

Das blieb auch Frank Amort von der Aids-Hilfe Wien nicht verborgen. Während des Aids-Kongresses von 1. bis 4. Juni 2005 wollten Mitarbeiter auf dem Michaelerplatz Vorbeikommende "über das HI-Virus, mit dem sich in Österreich täglich zwei Menschen anstecken" informieren. Doch der vom Bezirk zur Augenscheinverhandlung am vergangenen Freitag delegierte Bezirksrat sagte Nein.

Prinzipielle Einwände

"Zuerst dachte ich, dass er sich an der Holzhütte stößt, die wir aufstellen wollten", schildert Amort. Als jedoch auch der vorgeschlagene Hütten-Verzicht nichts an der Ablehnung änderte "ist mir klar geworden, dass es sich um prinzipielle Einwände handelt". Das Standverbot sei für ihn "ein völlig neues Problem": In keinem anderen Bezirk - und bei keiner Veranstaltung Dritter im ersten Bezirk - habe es bisher Schwierigkeiten gegeben. Der Aids-Hilfe-Stand wird jetzt beim äußeren Burgtor stehen; das Gelände dort gehört der Burghauptmannschaft.

Der Bezirk hätte auch "anderen karitativen Organisationen" den Michaelerplatz verwehrt, meint Grundwald zu alldem. Warum er dann nichts gegen die karitative Punsch-Hütte einzuwenden habe, die alljährlich im Advent den Platz vor der Michaelerkirche ziert? "Es muss auch Ausnahmen geben". (bri; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 01.06.2005)