Die "Datum"-Herausgeber: Klaus Stimeder (vorne), Hannes Weyringer.

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Cover der aktuellen Ausgabe.

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etat.at: "Qualität verkauft sich nicht in Österreich" meinten Sie zum Start von "Datum" vor einem Jahr und sind angetreten, diese These zu widerlegen. Gelungen?

Stimeder: Ja. Der Lesermarkt ist gebrochen. Wir sind mit einer Auflage von 3.000 Stück gestartet. Nach einem Jahr stehen wir bei 10.000, davon sind rund 1.000 Abonnenten. Was uns besonders zuversichtlich stimmt: Jene rund 300 Menschen, die uns mit der Nullnummer und der ersten Nummer abonniert haben, sind uns zu 99 Prozent treu geblieben und haben ihr Abo verlängert. Die meisten von ihnen gleich auf zwei Jahre – ein enormer Vertrauensvorschuss.

etat.at: Zum ersten Geburtstag bekommt das "Datum" einen Redaktionsbeirat (Barbara Coudenhove-Kalergi, Anneliese Rohrer, Peter Huemer, Pater Georg Sporschill, Michael Frank, Reinhard Christl). Warum eigentlich? Welche Aufgabe hat dieser Beirat?

Stimeder: Hinter der Idee, einen redaktionellen Beirat zu gründen, standen zwei Überlegungen.

Erstens: Wir standen ab einem bestimmten Zeitpunkt vor dem Problem, dass es viele namhafte Personen gab, die das Blatt, seine Machart und seine Philosophie, toll fanden. Das freute uns, aber davon konnten wir uns leider nichts kaufen. Daher entstand die Idee, einen Beirat zu gründen, in dem einige dieser Personen ihren guten Namen hergeben, um sich öffentlich hinter das Blatt zu stellen und dafür zu werben.

Der zweite Grund war, dass das Gros der jetzigen Beiratsmitglieder namhafte Publizistinnen und Publizisten sind, die Kraft ihres bisherigen Wirkens wie nur wenige andere in diesem Land für Qualität im Journalismus stehen, auch wenn sie vielleicht politisch aus anderen Ecken kommen. Einige von ihnen, wie Anneliese Rohrer und Michael Frank, werden künftig auch für uns schreiben (das erste Mal in der Doppelnummer Juli/August). Andere wiederum werden Blattkritiken machen, Input geben, kurz gesagt, uns bei der Entwicklung des Heftes beraten und Ezzes geben.

etat.at: Die Grundfinanzierung von "Datum" war durch Freunde, Bekannte, Familie für ein Jahr gesichert. Wer finanziert das Blatt weiterhin?

Stimeder: Das Blatt finanziert sich – wie alle anderen Zeitungen auch - durch die Abonnenten, die Anzeigen und durch den Einzelverkauf. Was letzteren angeht – schauen Sie in Wien einmal in die großen Verkaufsstellen wie die Bahnhöfe oder in die Amadeus- und Morawa-Filialen, wo und wie wir dort platziert sind. Wir brauchen uns längst nicht mehr vor den so genannten "Großen" zu verstecken.

etat.at: Apropos Finanzierung. Wie wurde "Datum" am Werbemarkt angenommen? Wie läuft der Anzeigenverkauf?

Stimeder: Dort hapert es noch. Aber das schreckt uns insofern nicht, weil wir von Anfang an gewusst haben, dass es mit unserem nicht vorhandenen Marketingbudget mindestens ein Jahr dauern wird, bis die Anzeigenwirtschaft drauf kommt, dass wir in Österreich in eine Lücke gestoßen sind, die bis dahin niemand erkannt hat.

Hierzulande dauern die Dinge halt länger. Die Bereitschaft, Innovationen anzunehmen, haben die Österreicher nicht gerade erfunden. Besonders, was den Werbemarkt angeht. Viele Werber glauben immer noch an das Dichandsche Dogma "Qualität verkauft sich nicht in Österreich" und vergessen dabei, dass der Verkünder dieser Botschaft 84 Jahre alt ist. Wir sind praktisch nur durch Mundpropaganda und Guerillamarketing so weit gekommen. Ich denke, das sagt einiges über die Perspektiven aus.

Was uns aber zuversichtlich stimmt: langsam, aber sicher wendet sich das Blatt – im sprichwörtlichen, nicht im buchstäblichen Sinn. Wir haben die ersten Autofirmen als Kunden, die erste Privatbank und mit Unternehmen wie der Telekom Austria und dem Mobilfunkanbieter Drei (Hutchison) ist es uns mittels innovativer Werbeformen gelungen, langfristige Partner zu gewinnen. Das ist ein Grundstock, auf den wir aufbauen können.

etat.at: Im vergangen Jahr wurden einige neue Magazine in Österreich gegründet ("Fleisch", "BOB", "Spike"). Auswirkungen auf "Datum"?

Stimeder: Nein. Die genannten Titel sind erstens allesamt reine Kulturmagazine, die da und dort mit Lifestyle-Elementen versetzt sind. Zweitens sind diese Magazine alle erst nach uns auf den Markt gekommen und drittens erscheinen sie nur viertel- bzw. halbjährlich.

etat.at: Was fehlt dem "Datum", was ist verbesserungswürdig?

Stimeder: Wir haben das Jahr des Aufbaus hinter uns. Jetzt wird ein Jahr der Konsolidierung folgen, optisch wie inhaltlich. Sie dürfen nicht vergessen, dass die ersten drei Ausgaben des Blattes noch in einer 40-Quadratmeter-Gemeindebauwohnung in Margareten produziert wurden.

Wir sind in diesem einen Jahr enorm gewachsen, inhaltlich wie verkaufstechnisch. Ein Erfolg, den wir vor allen anderen unseren Autorinnen und Autoren zu verdanken haben. Um diesen Erfolg nicht zu gefährden, werden wir die Politik der kleinen Schritte weiterführen. Das Jahr der Konsolidierung soll auch formal mit dem Beitritt zur Österreichischen Auflagenkontrolle ÖAK und dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) abgeschlossen werden. (ae)