Paris - Als erstes Land mit betroffenen Bürgern hat
Frankreich juristische Ermittlungen wegen "illegaler Festnahme und
willkürlicher Gefangenschaft" im US-Internierungslager Guantanamo Bay
aufgenommen. Die beiden Pariser Richterinnen Sophie Clement und
Nathalie Frydman würden sich der Klagen der Familien von zwei
ehemaligen Gefangenen aus Venisseux bei Lyon annehmen, verlautete am
Mittwoch aus Justizkreisen in Paris. Clement hatte bereits die
französischen Ermittlungen gegen den früheren chilenischen Diktator
Augusto Pinochet geführt.
Die Klagen der Angehörige von Nizar Sassi und Mourad Benchellali
waren im Mai 2003 eingereicht worden, als die beiden noch in
Guantanamo Bay auf Kuba vom US-Militär gefangen gehalten wurden.
Beide kamen im Juli 2004 frei. Die Klagen wurden in mehreren
Instanzen abgewiesen, bevor sie dem Pariser Appellationsgericht
vorgelegt wurden.
Keine Gründe für Gefangenschaft
Die Kläger stützen sich auf internationale Vereinbarungen, denen
zufolge niemand gegen das Gesetz seiner Freiheit beraubt werden darf
und jeder das Recht hat, bei seiner Festnahme über die Gründe
informiert zu werden. Sassi und Benchellali hätten keine Gründe für
ihre Gefangennahme genannt bekommen, die zudem unter "besonders
dunklen juristischen Umständen" erfolgt sei. "Guantanamo ist eine
Zone absoluter Rechtlosigkeit", erklärten ihre Anwälte. (APA/dpa)