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Vor allem aus dem Süden wird der Immigrationsdruck auf die vom Wetter bevorzugten Erdregionen steigen

Foto: APA/ Mufty Munir
Wien - Im Süden der Erde ist mit Dürren, im Norden mit Überschwemmungen zu rechnen, Österreich wäre gut beraten, sich in den nächsten Jahrzehnten auf eine steigende Zahl von Klimaflüchtlingen aus Afrika einzustellen. Diesen Ausblick gab Jacqueline McGlade, Geschäftsführerin der Europäischen Umweltagentur, in einer Diskussion in Wien mit Minister Josef Pröll zum Klimawandel. Die Experten rechnen nicht mit einer Trendumkehr: Sue Tierney, Direktorin der Washingtoner Analysis Group für globale Studien, erwartet eine Verdoppelung des CO-Ausstoßes in Asien und eine Steigerung der Emissionen in den USA um 50 Prozent.
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Wien - Im Süden Dürren, im Norden Überschwemmungen, da steigende Durchschnittstemperaturen die Eisdecken zum Schmelzen bringen. Dazwischen - zum Beispiel - Mitteleuropa, im Speziellen etwa Österreich. "Österreich wäre gut beraten, sich in den kommenden zwanzig Jahren auf eine zunehmende Zahl von Klimaflüchtlingen einzustellen. Vor allem aus dem Süden wird der Immigrationsdruck auf die vom Wetter bevorzugten Erdregionen steigen", lautete Dienstagsabend auf Einladung des Umweltministeriums der Ratschlag von Jacqueline McGlade.

Nordmeer steigt

Die Geschäftsführerin der Europäischen Umweltagentur, erst unlängst von einer Reise in die Arktik zurückgekehrt, zeigte sich besorgt. "Im Jahr 2025 wird das Eis auf der Barentssee verschwunden sein. Neben neuen Schifffahrtsrouten und Fischgewässern - den Positivfolgen - wird das zu höheren Wasserspiegeln im Nordmeer führen", schilderte sie im Kreis einer hochkarätigen Podiumsrunde, die über "Moderne Umweltpolitik im Kontext der Globalisierung" diskutierte.

Der Klimawandel stelle diesbezüglich die größte Herausforderung dar, erläuterte etwa Sue Tierney, Direktorin der Washingtoner Analysis Group für globale Studien. Führe doch die im Zeichen der Globalisierung stehende, rasante wirtschaftliche Entwicklung vor allem von China und Indien zu stark steigenden, klimaverändernden CO-Ausstößen in die Luft: "Bis 2030 wird es in Asien hier allein wegen des zunehmenden Verkehrs zu einer Verdoppelung kommen", sagte Tierney.

Asien und USA "möglichst energieeffizient" gestalten

Chinas und Indiens Energieminister seien "in größter Sorge, wie diese Probleme zu bewältigen sind", berichtete Verbund-Generaldirektor Hans Haider von der Weltenergiekonferenz 2004. Die Welt sei gefordert, die Entwicklung Asiens "möglichst energieeffizient" zu gestalten. Doch - so Tierney - auch in den USA drohe ein 50-prozentiges CO-Ausstoß-Plus bis 2055, sollte das Land weiter unverdrossen auf Erdöl und Kohle als Energiebasis setzen.

Zwar gebe es auch hier "Zeichen der Hoffnung" - "ein Drittel der Bundesstaaten hat Klimaschutzprogramme beschlossen, Aktionäre schließen freiwillige Vereinbarungen ab". Doch: "Europa führt in umweltpolitischen Belangen". Damit trage es eine hohe Verantwortung, ergänzte McGlade. Fünf Sechstel aller genutzten Ressourcen - Energiequellen wie menschliche Arbeitskraft - stammten aus anderen Teilen der Welt.

Klimaschutz sekundär

Angesichts der Jobkrise gehe es darum, den Menschen "weiter Vertrauen in die Notwendigkeit von Klimapolitik zu vermitteln", betonte McGlade. Eine Notwendigkeit, die laut Björn Lomborg, Statistiker und klimapolitischer Querdenker, gar nicht besteht. Für ihn ist Klimaschutz laut Kioto-Protokoll ein "teures Rezept zur Weltverbesserung mit ungewissen Chancen auf Erfolg, wenn man es etwa mit Anti-Aids-Maßnahmen vergleicht ".

Im so genannten Kopenhagener Konsens wurde eine Prioritätenliste effizienter globaler Reformen erstellt. "Als eines der größten Probleme in der armen Welt hat sich die Luftverschmutzung in den eigenen vier Wänden herausgestellt. Gegen die so entstehenden großen Gesundheitsschäden müsste den Ärmsten Mittel zur Verfügung gestellt werden, um sich zum Heizen und Kochen Kerosin zu kaufen". (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe 2.6.2005)