Wien - Im nicht unbedingt für seine Strände berühmten Schanghai hat vor zehn Tagen - und damit zwei Monate später als geplant - die Beachvolleyball-Saison ihre internationale Eröffnung erlebt. Eigentlich hätte der erste Aufschlag im März über die Sanddüne gehen sollen, doch das Turnier in Kapstadt wurde mangels Sponsoren kurzfristig abgesagt. Zur Verärgerung vieler Teams, deren Vorbereitung dadurch über den Haufen geworfen wurde.

Der alljährliche Hype um das Turnier in Klagenfurt (Anfang August) erweckt den Eindruck, als kenne der Beachvolleyball-Boom keine Grenzen, doch andernorts plagen sich die Veranstalter. Nicht nur um Sponsoren wird gerungen, auch um die Gnade der TV-Anstalten, die jeder Promotor vorweisen muss, um ein Turnier ausrichten zu dürfen. Eine Hürde, an der die meisten Interessenten scheitern.

Nach wie vor steht die junge Sportart also auf wackligen Beinen, sie ist, wie Angelo Squeo vom Volleyball-Weltverband FIVB auch zugibt, ein Verlustgeschäft. Nur etwa fünfzig Prozent des Budgets sind durch Einnahmen gedeckt. "Die andere Hälfte ist Investition", sagt der Beach-Koordinator. Nach den Olympischen Spielen in Peking 2008 will der internationale Verband dann erstmals ausgeglichen bilanzieren. Bis dahin wurde auch bereits der Tourplan fixiert und damit die Planbarkeit für Promotoren und Spieler - zumindest einigermaßen - gewährleistet.

Das heißt allerdings auch, dass in den nächsten vier Jahren die eher bescheidene Anzahl der World-Tour-Events nicht wesentlich steigen wird. "Im Tennis", erklärt Squeo, "kennt sich keiner mehr aus. Die vielen Turniere sind Selbstmord. Wir achten lieber auf Qualität." Da aber der Strand immer mehr Spieler lockt, versucht nun die FIVB der Nachfrage mit Einführung einer Challenger-Serie, also einer zweiten Leistungsklasse, Rechnung zu tragen. Sie setzt damit um, was viele Aktive seit Jahren fordern.

In den USA hat sich derweil eine andere, durchaus attraktive Profiserie, die AVP, etabliert. Die US-Teams unterzeichneten bereits Verträge mit der AVP, um nun festzustellen, dass sich diese mit jenen der Weltverbands spießen. "Solange der Konflikt ungelöst ist, wird kein US-Team auf der FIVB-Tour spielen", erklärt Dain Blanton, Olympiasieger 2000. So droht die FIVB des Beachvolleyball-Mutterlands verlustig zu gehen, auch im Tourplan scheint kein US-Turnier auf. "Natürlich ist der US-Markt interessant, aber vorrangig wollen wir nach Afrika und Asien", sagt Squeo trotzig. Womit dann auch geklärt wäre, warum an Schanghai kein Weg vorbeiführen konnte. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 2. Juni 2005, Simon Rosner)