Bild nicht mehr verfügbar.

Markus Kraetschmer, bei der Austria schon erstaunlich lang im Amt, verabschiedet sich bei Toni Polster.

Foto: APA/Artinger

Bild nicht mehr verfügbar.

Polster sagt den Fans Aufwiedersehen.

Foto: Reuters/Zolles
Wien - Er feierte mit den violetten Fans und Spielern, nahm einen Schluck aus der mit Sekt gefüllten Trophäe, hielt in der Kabine eine letzte Rede vor Dospel, Vastic und Co., um danach dort eine kräftige Bierdusche über sich ergehen zu lassen. Der vorzeitige Abschied von Toni Polster als General Manager von "seiner" Austria-Familie wurde am Mittwoch im Wiener Happel-Stadion zum Wechselbad der Gefühle.

Unmittelbar nach dem 3:1-Triumph über Meister Rapid hatte Austria-Mäzen Frank Stronach erklärt, dass es zwischen ihm und Polster unterschiedliche Ansichten gäbe. Fünf Monate und neun Tage nach Polsters Antritt war die Ehe offiziell geschieden, verlor Austria nach Herbert Prohaska eine weitere Ikone. "Unser Dienstverhältnis ist mit heutigem Tag gelöst", erklärte der völlig niedergeschlagene und enttäuschte Polster, der den Cup als Abschiedsgeschenk empfand.

Anwälte kommen ins Spiel

Und nun kommen wie schon so oft in jüngerer Vergangenheit in Favoriten bzw. in Oberwaltersdorf die Anwälte ins Spiel. Pikanterie am Rande: Polster, der angeblich 500.000 Euro pro Jahr verdient haben soll, wird von Rechtsanwalt Skender Fani beraten, der sich auch im Umfeld des Austria-Mäzens bewegt. Jetzt hofft er auf eine einvernehmliche Lösung. "Von einer fristlosen Entlassung kann keine Rede sein, ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, gute Arbeit geleistet", verteidigt sich Polster. Er vergleicht die Austria mit einem Edelstein, der poliert gehört statt auf auf ihn immer mit einem Hammer draufzuhauen.

Er habe viel bewirken wollen, "aber ich hatte nicht die Kompetenzen, die mir zugesagt wurden". Er sei immer ehrlich gewesen, habe immer jeden ins Gesicht schauen können - auch Stronach. Vorwürfe lässt er nicht auf sich sitzen. Am Transfer von Roland Linz, der auf Stronach-Weisung nicht zur Admira durfte, sondern zu Sturm wechseln musste, sagt Polster: "Ich habe das Angebot angenommen, das das beste für die Austria war. Und Pasching-Trainer Georg Zellhofer habe ich kein konkretes Angebot gemacht."

"Revolte ein völliger Blödsinn"

Dass er Prohaska in die Austria, einem "supergeilen Verein", wieder integrieren habe wollen, stimme hingegen. "Das war mit dem Boss besprochen. Dass ich aber im Hintergrund eine Revolte oder einen Putsch geplant hätte - wie die Illustrierte News berichtet -, ist völliger Blödsinn", erklärte Polster. Austria habe unbegrenzte Möglichkeiten, "aber zum Fußball zählen auch Herz, Tradition, Leidenschaft und vor allem Menschen und Fans." Wenn er alles vorher gewusst hätte, wäre er nicht nach Wien gekommen. Als persönliche Niederlage empfinde er den Abschied trotzdem nicht.

Wenn er einen Fehler begangen habe, dann den, Sportdirektor Günter Kronsteiner nicht gleich entlassen zu haben. Die Freude der Fans, die erstmals seit 20 Jahren das Überwintern im Europacup feierten, sei größer gewesen als seine eigene Entschlossenheit zum Rauswurf. "Ich wollte die Stimmung nicht trüben. Die menschlich größte Enttäuschung war Kronsteiner, ich habe ihm 100 Mal die Hand gereicht, Trainer Lars Söndergaard war okay." Neben der Unruhe im Verein waren die Heimschwäche und die mangelnde Chancenauswertung zwei weitere wichtige Faktoren, warum er am Ende die Meisterschale nicht in die Höhe stemmen durfte.

Kraetschmer: "Nicht mehr zu kitten"

Unterdessen hat Stronach die Weichen für die Zukunft gestellt: Der Mäzen stattete den bisher für wirtschaftliche Belange zuständigen Vereinsmanager Markus Kraetschmer mit mehr Kompetenzen aus. "Ich hatte am Dienstag ein Gespräch mit Stronach gehabt, in dem er mir das mit Polster mitgeteilt hat. Es tut mir für Toni Leid, aber zwischen den Zweien war nichts mehr zu kitten, es gab keine Basis mehr", sagte Kraetschmer am Mittwoch. Er habe auch deshalb mehr Verantwortung an vorderster Front übernommen, weil es ihm um die Austria, für die er seit fast acht Jahren arbeitet, gehe.

Die Kompetenzen sind künftig folgendermassen verteilt: Teammanager Peter Stöger ist mit Trainer Frenkie Schinkels und Jurist Wolfgang Rebernig (rechtliche Fragen) für sportliche Transfers sowie Kraetschmer fürs Finanzielle und Budgetäre zuständig. Unterstützt wird er von Stronach-Tennispartner Ernst Neumann. "Die Verantwortung liegt aber letztlich bei mir", so Kraetschmer.

Angebot für Didulica?

Der Beförderte hat jetzt einige Tage Zeit, um sich die Kernaufgaben und die Kompetenzen nochmals im Detail genau durch den Kopf gehen zu lassen. Er muss sich wegen einer Knieoperation für einige Tag ins Spital legen. "Da werde ich noch nachdenken und danach mich mit Stronach nochmals zusammensetzen und alles schriftlich fixieren". Dann wird der Mann, der den Polster-Weg fortsetzen möchte, von der zweiten in die erste Austria-Reihe treten.

Klar, dass da für Urlaub auch heuer keine Zeit bleibt, es müssen viel mehr der Kader für die neue Saison zusammengestellt und Transfers über die Bühne gebracht werden. Vier sollen laut Rebernig unmittelbar vor dem Abschluss stehen oder bereits getätigt worden sein. Und dazu hört man, dass für Torhüter Joey Didulica vom heurigen UEFA-Cup-Gegner Real Saragossa ein Zwei-Millionen-Angebot vorliegen soll.

Vastic und Stöger mit unterschiedlicher Wahrnehmung

Fix-Abgang ist ja bereits Fußball-Ikone Ivica Vastic, der sich mit einem Traumtor zum 2:1 gegen Rapid im Rahmen des Cup-Finales von den Fans verabschiedete. Der Teamspieler geht eine Klasse tiefer, unterschrieb für den Red Zac-Erstligisten LASK einen Drei-Jahres-Vertrag. "Ich stehe voll hinter dieser Entscheidung, die ich auch aus familiären Gründen getroffen habe. Ich freue mich auf diese neue Aufgabe", sagte Vastic.

Der Routinier ist noch topfit, hätte ohne weiteres noch ein Saison anhängen können. An ihm selbst ist es nicht gelegen, dass er nun seine Siebensachen packt. "Seit vorigen August hatte man mir versprochen, mit mir zu reden. Aber das ist bis heute nicht passiert, ich haben von der Austria kein Angebot erhalten. Ich rede wenig, tue dafür aber sehr viel", erklärte Vastic mit einem Seitenhieb. Dazu Austria-Teammanager Peter Stöger: "Austria hat ihm eine Verlängerung für ein Jahr angeboten, aber er wollte etwas Längerfristiges."

Stöger spricht über seinen Ex-Mitarbeiter, den er aus seiner siegreichen Cup-Truppe dezitiert heraushob, in höchsten Tönen: "Ivo ist ein Top-Spieler und -Sportler. Frenkie Schinkels und ich haben im Training schon gesehen, wie er sich trotz seiner Vertragssituation verhalten hat." Stöger und Vastic waren lange Zeit auf dem Rasen Teamkollegen. Sie spielten gemeinsam u.a. in der ÖFB-Auswahl bei der WM-Endrunde 1998 in Frankreich.(APA)