Innsbruck/Wien - Der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) hat die Weiterfinanzierung des Spezialforschungsbereichs (SFB) "Kontrolle und Messung kohärenter Quantensysteme" beschlossen. Den beteiligten Wissenschaftern an den Universitäten Innsbruck und Wien sowie der Technischen Universität (TU) Wien stehen damit in den kommenden drei Jahren rund 4,9 Millionen Euro für ihre Forschungen zur Verfügung.

Einen persönlichen Erfolg kann der Innsbrucker Quantenphysiker und Leiter des SFB, Peter Zoller, verbuchen: Er wurde für dieses Jahr auf den Lorentz-Lehrstuhl der Universität Leiden (Niederlande) berufen.

Ziel

Der SFB wurde mit dem Ziel eingerichtet, die Spitzenforschung im Bereich der Quantenphysik zu bündeln. In insgesamt 21 Projekten arbeiten rund 90 Wissenschafter der Unis Innsbruck und Wien und der TU Wien in diesem Netzwerk zusammen. Im Rahmen der Forschungstätigkeit des SFB werden mit Photonen und einzelnen Atomen erste Schritte zur Realisierung von Speicherelementen und logischen Schaltoperationen für Quantencomputer unternommen. Von besonderem Interesse ist die Möglichkeit, Teleportation für die Quanteninformationsübertragung zu nutzen und damit kleinere quantenmechanische Rechner in Netzwerken zu verbinden. Dies ist auch Grundlage für Quantenkommunikation und Quantenkryptographie.

Stellenwert der Quantenforschung

Die Verlängerung des SFB zeige, "welchen großen Stellenwert die Quantenforschung in Österreich hat", erklärte Zoller am Donnerstag in einer Aussendung der Uni Innsbruck. Die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb des SFB hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) vor zwei Jahren das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) in Innsbruck und Wien gegründet hat, dessen wissenschaftlicher Direktor Zoller ist.

An der Uni Leiden wird seit 1955 ein bedeutender Physik-Theoretiker auf den nach dem berühmten Physiker Hendrik A. Lorentz benannten Lehrstuhl berufen. Diese Ehre wurde heuer Zoller zuteil. Aus diesem Anlass hat der Innsbrucker Physiker am Mittwoch im Rahmen des "Colloquium Ehrenfestii" vorgetragen, einer traditionsreichen Veranstaltung, die vom österreichischen Physiker Paul Ehrenfest, dem Nachfolger Lorentz' in Leiden begründet wurde. " Zoller bezeichnete es in einer Aussendung der ÖAW als "eine große Auszeichnung, hier lehren zu dürfen, liest sich doch die Liste meiner Vorgänger wie das 'Who is Who' der Theoretischen Physik". Rund ein Fünftel der bisherigen Inhaber des Lorentz-Lehrstuhls wurden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. (APA)