Die Austria hat den Cup gewonnen, und die arme, gequälte Seele findet für ein paar Stunden ein wenig Ruhe. Der an dieser Stelle angekündigte Abschied von General Manager Anton Polster wurde wie erwartet nach dem Cupfinale vollzogen, so wird auch den Fans Zeit gegeben, sich in der Sommerpause in der neuen Lage einzurichten und eventuell ein paar passende oder unpassende Denkmäler aufzustellen.

Der Fußball wird dennoch fleißig als billige Chance benützt werden, diverse Defizite auszugleichen. Den Auftakt bildete der Auftritt der Sportstadträtin Grete Laska bei Rapids Meisterfeier vor dem Wiener Rathaus. Die im Gemeinderatswahlkampf um Stimmen buhlende Politikerin und nicht etwa Trainer Hickersberger oder ein Spieler durfte als Erste zu den Fans sprechen. So macht man sich als Verein Freunde, hoffentlich kriegt Rapid bald Gründe, um eine professionelle Trainingsanlage aufbauen zu können und das winterliche Üben in der Tiefgarage nicht mehr durchführen zu müssen. Die Masse bedankte sich mit Pfiffen für Laskas Kommen.

Es ist zu befürchten, dass die Fans ihre Kollegen bei Devastierungen von Anhängern anderer Vereine, Autobahnraststätten oder der Vernunft und Menschenwürde durch hirnrissige Slogans nicht auspfeifen werden. Frank Stronach hat mit Peter Stöger und Markus Kraetschmer bei der Austria ein neues Führungsduo eingesetzt. Sie könnten ihren Wahlkampf um die Gunst des Schicksals und der Öffentlichkeit damit beginnen, ihren "Vorzeigeprofi" Joey Didulica zu einem Gespräch einzuladen und die Hysterie aus der Auseinandersetzung mit den eigenen und den Anhängern Rapids nehmen. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 3. Juni 2005)