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Hüllt das weiße Haus in rosa Plüsch: Als Commander-in-Chief spielt Geena Davis die erste US-Präsidentin.

Foto: AP/Eanes
Kein "Desperate Housewives"-Ableger, dafür die erste US-Präsidentin und ein gruseliges Unterwassermonster. Amerikas TV-Sender entdecken die Reize von Frauen und Aliens. Die beste Nachricht für die kommende Saison: "Malcolm mittendrin" geht weiter.

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Gegen jede Erwartung fand Andrea Bogad-Radatz in Los Angeles keine einzige "Desperate Housewives"-Kopie: "Gott sei Dank", sagt die Serienchefin des ORF im STANDARD-Gespräch. Konkurrenten der erfolgreichen ABC-Serie haben überraschend keine weiteren verzweifelten Hausfrauen losgeschickt, um an den Erfolg der - leider lau synchronisiert - auch im ORF laufenden Serie anzuknüpfen. Dennoch: Am Weiblichen führt ab Herbst kein Weg vorbei.

Jeden Frühsommer laden die großen TV-Stationen Fox, CBS, ABC, NBC, UPN oder WB nach Kalifornien und zeigen ihre Programmpläne interessiertem, möglichst kauflustigem Fachpublikum. Der ORF schickt regelmäßig eine Delegation hin, darunter auch Bogad-Radatz. Sie freute sich über "hochwertige, emotionale, packende" Produktionen, wenngleich sie "keinen herausragenden Hit" wie die Jahre zuvor etwa "Desperate Housewives" oder "24" ausmachen konnte. Schwerpunkte schon: "Frauen schauen mehr fern als Männer", erklärt Bogad-Radatz den Boom an Frauenserien. Warum eine davon also nicht gleich zur Präsidentin der USA machen? Geena Davis spielt das Oberhaupt in "Commander-in-Chief". "Sehr witzig", findet Bogad-Radatz.

"Hot Properties" zeigt vier Frauen in einem Maklerbüro, in "Crumbs" landet eine Mutter in der Nervenheilanstalt, nachdem sie ihren Mann mit dem Auto überfahren hat. In "Misconceptions" trifft eine Halbwüchsige ihren Vater - besser: Samenspender. "Pepper Dennis" zeigt die Abenteuer einer Reporterin, "Bones" jene einer Gerichtsmedizinerin.

Außerdem haben die Sender ihre Liebe zum Mysterygenre wieder entdeckt: In "Supernatural" spüren Brüder unerklärlichen Phänomenen nach, ein Sheriff rettet die Welt vor Aliens, Unterwassermonster erschrecken das TV-Publikum auch im sieben Millionen Dollar teuren Pilotfilm "Fathom". Religiöses im Dunstkreis von Dan Brown findet sich in "Book of Daniel" oder "Briar and Graves".

Tanz mit mir!

Nicht "rasend spannend" fand Bogad-Radatz "E-Ring" mit Dennis Hopper in der Hauptrolle. Starbesetzt auch "In Justice": Kyle MacLachlan ("Twin Peaks") kümmert sich um unschuldig Angeklagte. Welche der angebotenen Serien im ORF zu sehen sein wird, steht nicht fest. "Wir schauen, wie sie in den USA ankommen", erklärt Bogad-Radatz.

Reality- und Casting-TV sind noch quicklebendig: Bereits im Juli schwingen auf Fox in "So You Think You Can Dance" Kandidaten nach britischem Vorbild das Tanzbein - Ähnliches veranstaltet der ORF mit "Strictly Come Dancing" im Herbst.

"Big Brother", der bei RTL 2 schwächelt, geht in den USA bald in die sechste Saison. Das "Starmania"-Vorbild "American Idol", erzielte zum vierten Mal hohe Quoten. Jänner 2006 wird wieder gesungen. Hollywood-Schauspieler Kevin Spacey ("American Beauty") erlaubt Einblicke ins Starleben, Jungdesigner entwerfen bei Tommy Hilfiger eine Modekollektion, Jobsucher versuchen, sich in "Fire Me ..., Please" täglich bis spätestens 15 Uhr feuern zu lassen.

Für viele die beste Nachricht von den Screenings: "Malcolm in the Middle" (auch im ORF), die komischste Familienserie aller Zeiten, wird fortgesetzt. Ein Ende zeichnet sich dennoch ab: Mit Linwood Boomer verlor das Team soeben Autor, Produzent und gleichzeitig Regisseur. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2005)