Nachrichtenjunkies kann mittlerweile Nervosität packen, wenn sie einen der 24-Stunden-Sender heranzappen. Vorbei sind ja jene Zeiten, als man den News-Sprecher ungestört wahrnehmen konnte, wenn er Wichtiges zur Kenntnisnahme weitergab.

Mittlerweile sind die TV-Bildschirme zu einer Art Autobahn der Börsen-Zahlen und News-Telegrammsätze geworden, was eine Polyfonie der Infos bewirkt hat. Lässt sich diese Laufschrift-Berieselung und jener sich einstellende Infostau im Kopf des Rezipienten noch verkraften, so grenzt die seit einiger Zeit grassierende Unsitte, Kleinigkeiten mit dem Stempel "Breaking News" zu versehen, langsam an Frotzelei.

Wir lassen uns ja gerne in Erregung versetzen. Und Dauerregung in historisch bedeutsamen Umbruchphasen gehört zu den schöneren Gefühlen. Wenn es allerdings so weitergeht, werden uns bald "Sensationen" wie "Michael Jackson verstaucht sich den kleinen Finger!" - in Breaking-News-Hysterie verpackt - ins Haus stehen. Und diese Inflation des Erregungsbluffs ist durchaus scharf zu verurteilen.

Sie führt zum Abstumpfen, zu enttäuschten Erwartungen und untergräbt den Glauben an die Sender. Über den "Breaking News" eine Leiste "Real Breaking News!" einzuführen, wäre sinnlos. Dann würde man den Sprecher nicht mehr sehen. Besser wäre ein Zurück zur Einfachheit. Ein Sprecher. Eine Nachricht. Danke. Und wenn sie etwa Bin Laden finden, werden wir die Tragweite der Nachricht auch ohne Breaking-Holzhammer zu erkennen wissen. Versprochen! (tos/DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2005)