Wenn sich ein Kärntner Rechtspolitiker, immerhin Landtagspräsident, für den historischen Müll, der aus seinem Hirn über die Zunge gekommen ist, ausgiebig und einigermaßen überzeugend entschuldigt, dann soll man das grundsätzlich anerkennen. Jörg Freunschlag, ein FPÖ/ BZÖ-Mann und langjähriger Bannerträger Haiders, sagte im Landtag, er habe einen Fehler gemacht , als er seinen Parteifreund Kampl bei dessen Behauptung unterstützte, die wahren Opfer seien nach 1945 die Nazis gewesen. Das ist in der Tat eine unerträgliche Verhöhnung von Millionen Menschen - von den vergasten Juden bis zu irgendwelchen unbedachten Hitlerwitze-Erzählern, die vom Herrn Ortsgruppenleiter bei der Gestapo denunziert wurden. In der Belvedere-Ausstellung "Das neue Österreich" steht die Guillotine, die dann Endstation war. Freunschlag hat sich offenbar im letzten Moment besonnen. Aber die Tragödie ist ja das Bewusstsein, in dem er und so viele andere seit Jahrzehnten leben: Als Erstes fällt ihnen ein, dass die armen Nazis "brutal verfolgt" und, oh Grauen, eine Zeit lang eingesperrt wurden. Solche Mentalitäten sind mit einem Amt trotz Entschuldigung unvereinbar, aber der Kanzler hat ja die Absolution gegeben. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2005)