Wien - Der Chef der irischen Billigairline Ryanair, Michael O'Leary, erwartet ein "Blutbad" in der europäischen Luftfahrtsbranche. "In den nächsten fünf Jahren werden viele bekannte Namen verschwinden und nur fünf große Airlines übrig bleiben", eine davon werde Ryanair sein, sagte O'Leary im "Format"-Interview. Der österreichischen Austrian Airlines-Gruppe (AUA) gibt O'Leary maximal drei Jahre.

"Ich gebe der Austrian maximal drei Jahre. Dann ist sie bankrott oder Teil des Lufthansa-Konzerns. Aber die spielt ohnehin keine wichtige Rolle mehr", meint O'Leary. Die jüngsten Tarifaktionen der AUA sieht der Ryanair-Chef auch nicht als Konkurrenz: "Jedes Mal, wenn ich ein Austrian-Inserat sehe, muss ich lachen. Dann denke ich mir: Aha, so werden Verluste gemacht."

Treibstoffzuschläge "einfallslos"

Dass der hohe Ölpreis Grund für den AUA-Quartalsverlust sei, hält O'Leary für nicht nachvollziehbar. "Erdöl - die dunkle Seite der Macht. Die Österreicher warten auf die Rückkehr der Jedi-Ritter, um sie vor dem bösen Ölpreis zu retten". Auch Ryanair tanke Kerosin und mache dennoch Profite. "Das ist keine Mission Impossible", so der Ryanair. Die Einführung von Treibstoffzuschlägen sei "einfallslos" gewesen. Ryanair habe darauf verzichtet, sei aber "glücklich, dass die Konkurrenz das gemacht hat. Viele Kunden, die sich über diese Preiserhöhung ärgerten, sind zu uns gekommen."

Die Praxis der herkömmlichen Airlines werde "bald ein Ende haben", meint der Ryanair-Chef. Denn die Kunden würden sich das nicht mehr lange bieten lassen: "Wer zahlt schon gern 700 Euro, wenn er die gleiche Leistung um 70 Euro bekommen kann?" Besonders die alteingesessenen Fluggesellschaften würden den Druck spüren.

Österreich-Geschäft "läuft sehr gut"

Ryanair werde hingegen überleben, ist O'Leary überzeugt: "Sehen Sie, darum werden wir auch in diesem brutalen Krieg der Airlines überleben. Denn wir bieten die günstigsten Preise an. Das wollen die Kunden. Und obendrein schreiben wir auch noch Profite, was unsere Konkurrenz nicht von sich behaupten kann." Das Österreich-Geschäft - Ryanair fliegt hier Graz, Klagenfurt, Linz und Salzburg an - laufe "sehr gut", Ryanair erwäge einen Ausbau, kündigte O'Leary an.

Wien werde als Destination allerdings nicht dazukommen: "Die Bürokraten am Flughafen Wien haben das mit ihren verrückt hohen Landegebühren verhindert." Ab Oktober fliege Ryanair zwei Mal täglich von London nach Bratislava/Pressburg rund eine Autostunde von Wien entfernt, das werde Kapazitäten vom Flughafen Wien nach Bratislava verlagern. "Die Airportmanager werden sich in die Hosen machen. Aber die wollten es ja nicht anders", bemerkte O'Leary. (APA)