Warschau - In Warschau eskaliert ein Konflikt um das Verbot einer Homosexuellen-Parade. Das Bürgermeisteramt lehnte am Freitag "aus formellen Gründen" den Antrag der Stiftung Gleichberechtigung ab, am 11. Juni in der polnischen Hauptstadt eine Parade zu organisieren. "Als Bürger dürfen sie protestieren, aber als Homosexuelle "nicht", sagte der Warschauer Bürgermeister Lech Kaczynski unlängst in einem Interview mit der Tageszeitung "Gazeta Wyborcza".

Internationale PolitikerInnen begleiten Parade

Der Protest der polnischen Homosexuellen wird aus dem Ausland breit unterstützt. Die polnischen Zeitungen zitieren mehrere MenschenrechtsaktivistInnen und linke PolitikerInnen, die in dieser Angelegenheit Wort ergriffen haben. Die Chefin der deutschen Grünen Claudia Roth, der deutsche Bundestagsabgeordnete Volker Beck und der irische Senator David Noriss haben öffentlich angekündigt, dass sie persönlich an der Parade teilnehmen wollen, auch wenn diese verboten werden sollte. Sie appellieren an die Warschauer Behörden, mehr Toleranz zu zeigen.

Angst vor "Obszönitäten"

Bürgermeister Kaczynski, der bereits vergangenes Jahr eine ähnliche Entscheidung getroffen hatte, fürchtet unterdessen keinen Skandal. "Ich breche kein Recht und keine Menschenrechte. Das Recht wird nicht durch meine Ansichten beschränkt, sondern durch die Sitte und Sicherheit. Ich glaube sogar, dass die Parade dieses Jahr ohne Obszönitäten stattfinden könnte, aber nächstes Jahr wäre es schon so wie in den USA oder manchen europäischen Ländern", erklärte Kaczynski der "Gazeta Wyborcza" gegenüber.

Präsidentschaftskandidat

Lech Kaczynski bewirbt sich im Herbst als rechter Kandidat um die polnische Präsidentschaft. Die OrganisatorInnen wollen trotzdem nicht auf die Parade verzichten. Tomasz Baczkowski von der Stiftung Gleichberechtigung lädt alle Minderheiten zur Teilnahme ein, die sich diskriminiert fühlen. Gegen das offizielle Verbot würde nun vor Gericht und dem Verfassungstribunal Klage eingereicht, sagte Szymon Niemiec von der polnischen Homosexuellen Vereinigung. (APA)