Rom - Der italienische Oppositionschef Romano Prodi ist bereit, das Zepter des Mitte-links-Blocks abzugeben, sollte dies den Zusammenhalt des Bündnisses stärken. Die jüngsten Auseinandersetzungen mit dem Chef der gemäßigten "Margherita"-Bewegung, Francesco Rutelli, rütteln an der Sicherheit Prodis. "Ich bin bereit, mich im Rahmen von Vorwahlen mit Rivalen zu messen. Wir müssen eine ernsthafte Debatte über die Führung der Allianz in die Wege leiten", so Prodi

"Ich habe niemals von einer einzigen Partei, sondern von einer Parteienföderation gesprochen. Mein Ziel ist eine politische Kraft zu gründen, die dem Land gegenüber wichtige Verantwortungen übernehmen kann", so Prodi. Der Ex-EU-Kommissionspräsident hofft somit, den Unmut Rutellis umgehen, der eine Einheitsliste für die nächsten Parlamentswahlen nicht anerkennen will. "Verschiedenheit in der Einheit" lautet Rutellis Motto.

Bedürfnisse

Rutelli, Ex-Bürgermeister von Rom, befürchtet, dass im Rahmen einer einzigen Partei mit den Altkommunisten, den Grünen und den Linksdemokraten die Bedürfnisse der gemäßigten Margherita zu wenig zur Geltung kommen würden. Prodi hofft, sich bei Vorwahlen im Herbst problemlos gegen Rutelli durchsetzen zu können. Dadurch wäre die Führung des Professors aus Bologna, der an der Spitze keiner eigenen Partei steht, endlich gefestigt.

Im Gegensatz zu dem ambitionierten Rutelli fand Prodi bei den Linksdemokraten (DS), der stärksten Oppositionspartei in Italien, stärkere Dialogbereitschaft. DS-Chef Piero Fassino weiß, dass sich die Linke nur mit einem moderaten Führer wie Prodi bei den Parlamentswahlen im kommenden Jahr gegen Regierungschef Silvio Berlusconi durchsetzen kann. Fassino machte aus seiner Irritation wegen des Konflikts zwischen Prodi und Rutelli kein Hehl. "Wenn wir so weitermachen, zerstören wir die mühsame Arbeit, die wir bis jetzt geleistet haben, um Italien eine glaubwürdige Alternative zu Berlusconi zu garantieren", meinte Fassino. Der Linksdemokraten-Chef will sich als Vermittler einsetzen, um die Divergenzen zwischen Rutelli und dem Oppositionschef zu überbrücken.

Führungsposition

Rutelli reagierte verärgert auf Prodis Forderung nach Vorwahlen. "Prodis Führungsposition wird nicht in Frage gestellt, wir wollen nur, dass die Margherita ihre Identität im Mitte-Links-Bündnis bewahren kann", hieß es in Kreisen um Rutelli.

Mit Prodis Forderung nach Vorwahlen haben die Spannungen im Oppositionsbündnis einen neuen Siedepunkt erreicht. Vor einer Woche hatte Rutelli Veto gegen Prodis Projekt eingelegt, eine gemeinsame Wahlliste aus den Oppositionsparteien zu bilden. "Wir wollen uns nicht vor den Linksdemokraten beugen müssen", hatte Rutelli polemisch betont. Daraufhin hatte Prodi damit gedroht, die Führung des Oppositionsbündnisses aufzugeben. (APA)