Wien/Teheran - Der Iran ist offenbar an einer raschen Wiederaufnahme der unterbrochenen Atom-Gespräche mit der EU interessiert. Iranische Unterhändler hätten ihre Gesprächspartner vom EU-"Trio" Deutschland, Frankreich und Großbritannien darüber informiert, dass ungeachtet der vereinbarten Verhandlungspause binnen eines Monats ein großes Treffen auf hoher Ebene stattfinden solle, sagte ein beteiligter westlicher Diplomat am Freitagabend in Wien.

Der Iran will nach Angaben aus den Verhandlungskreisen die Gespräche über sein Atomprogramm sofort wieder aufnehmen. Bisher ist eine Fortsetzung der Treffen mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien frühestens im kommenden Monat geplant.

"Sofort weitergehen"

"Sie sind mit Juli oder August nicht zufrieden", hieß es. Es müsse "sofort weitergehen" und zu den Themen solle die Uran-Anreicherung gehören. Die iranische Regierung wolle möglichst bald wissen, welche Angebote ihr die EU für den Fall einer Einigung mache, so der Diplomat. Ein iranischer Sprecher in Teheran wollte die Aussagen nicht bestätigen.

Der westliche Diplomat in Wien wertete es als "große Überraschung", dass die iranische Regierung offenbar zügig wieder in Verhandlungen treten wolle. Die drei europäischen Länder hatten mit dem Iran am 25. Mai in Genf vereinbart, die Gespräche im August wieder aufzunehmen. Die EU sollte Teheran der Einigung zufolge bis Ende Juli konkrete Vorschläge für Hilfen und Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Technologie und Sicherheit unterbreiten; damit soll dem Iran der endgültige Verzicht auf die Urananreicherung schmackhaft gemacht werden.

Der iranische Atom-Unterhändler Ali Agha Mohammadi sagte am Samstag in Teheran, seine Regierung berate derzeit noch über das weitere Vorgehen. Eine Entscheidung solle erst in der kommenden Woche gefällt werden. Mohammadi bestritt, dass der Iran die vereinbarte Verhandlungspause ablehne.

Israels Präsident Moshe Katzav warnte unterdessen die Europäer hinsichtlich des Streits um das iranische Atomprogramm: "Die Iraner wollen die Europäer hinters Licht führen. Das haben sie schon mehrmals gemacht. Sie streben nach der Nukleartechnologie und werden so viel wie möglich dafür tun, aber eben nicht alles", sagte der im Iran geborene Staatschef dem am Montag erscheinenden Münchner Nachrichtenmagazin "Focus" laut Vorausmeldung.

In dem Interview sagte Katzav weiter: "Ich denke, wenn Europa standhaft bei seiner Position bleibt, wird der Iran aufgeben. Iran ist nicht Nordkorea." Der an Erdöl und Erdgas reiche Iran brauche keine Atomenergie. Israel soll nach Medienberichten über detaillierte Pläne zur Zerstörung iranischer Atomanlagen verfügen. (APA/AP/dpa)