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Ein Schlosser versucht die Eingangstür zum Ministerium für Handel, Industrie und Arbeit in Jerusalem zu öffnen, nachdem israelische Gaza-Abzugsgegner die Schlösser versiegelt haben.

Foto: APA/EPA/Guilad Kahn
Jerusalem - Rechtsgerichtete israelische Gegner des Abzugs aus dem Gaza-Streifen haben am Sonntag mit einer spektakulären Aktion auf sich aufmerksam gemacht. Mit Sekundenkleber und Ketten versperrten sie nach Polizeiangaben eine Reihe öffentlicher Gebäude und setzten damit ihre angekündigten landesweiten Proteste gegen den Plan von Ministerpräsident Ariel Sharon fort.

Israelischen Medien berichteten, eine bisher nicht identifizierte Siedlergruppe habe erklärt, am ersten Arbeitstag der Woche 150 öffentliche Einrichtungen versperrt zu haben. Darunter ist nach Polizeiangaben auch ein Amt, das den rund 9000 Siedlern aus den 21 Enklaven im Gaza-Streifen und vier im Westjordanland Entschädigungen zahlen soll. Das zweite israelische Fernsehen zeigte Menschenschlangen vor einem Gebäude des israelischen Innenministeriums in einem Vorort von Tel Aviv. An der Tür klebte ein Plakat mit der Aufschrift: "Wir sollten die Deportation nicht zulassen".

Passiver Widerstand

Die Mehrzahl der Siedler im Gaza-Streifen hat passiven Widerstand gegen die Räumung angekündigt. Unterstützergruppen, zumeist rechtsgerichtete Jugendliche, hatten landesweite Proteste gegen den Entflechtungsplan der Regierung angekündigt. Schon in den vergangenen Wochen hatten sie Reifenstapel angezündet und Straßen blockiert. Dem Israelischen Hörfunk zufolge hat die Polizei am Samstagabend 15 Israelis festgenommen, die die wichtigste Autobahn zwischen Jerusalem und Tel Aviv blockiert hatten.

Jüdische Siedler aus Westjordanland bitten Abbas um politisches Asyl

Mehrere jüdische Siedler aus dem Westjordanland, die ihr Zuhause wegen des israelischen Rückzugsplanes im Sommer aufgeben müssen, haben den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas (Abu Mazen) um politisches Asyl gebeten. "Wenn der Staat Israel uns nicht will, wollen wir ihn auch nicht", begründete der Siedler Drori Stuan aus Kadim im Westjordanland das Asylgesuch in der israelischen Zeitung "Yedioth Ahronoth" (Sonntagausgabe).

Zusammen mit einigen weiteren Familien aus den vier Siedlungen im Westjordanland, die geräumt werden sollen, habe er eine Petition verfasst und über einen ausländischen Mittelsmann an Abbas geleitet, sagte Stuan.

"Es gibt überall auf der Welt Juden: in Syrien, im Iran, im Irak und in Pakistan", sagte der Siedler, der seit der Gründung von Kadim im Jahr 1983 mit seiner Familie dort lebt. "Deshalb wollen wir Juden unter palästinensischer Souveränität sein. Angst haben wir nicht davor." Er glaube, dass alles gut gehen werde und die Siedler "in Sicherheit leben werden, wie die Juden, die in anderen Weltregionen leben".

Israels Regierungschef Ariel Sharon hatte im Frühling - gegen erbitterten Widerstand selbst aus den eigenen Reihen - durchgesetzt, dass im Sommer sämtliche jüdische Siedlungen im Gaza-Streifen geräumt werden. Zudem sollen vier kleinere Siedlungen im Norden des Westjordanlandes abgebaut werden. Die größeren Siedlungen in dem palästinensischen Gebiet will Sharon hingegen ausbauen lassen, obwohl er damit gegen den internationalen Friedensplan für den Nahen Osten verstößt. (APA/Reuters)