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Rechnete untergriffig mit Jörg Haider ab und verteidigte offen Siegfried Kampl: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Parteitag der Kärntner FPÖ.

Foto: AP /Gert Eggenberger
Die blaue Kärntner Rest-FPÖ formierte sich auf ihrem Parteitag in Völkermarkt neu. Franz Schwager ist neuer Parteiobmann. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache verteidigt Bundesrat Siegfried Kampl und rechnet mit BZÖ-Chef Jörg Haider ab.


Klagenfurt - Kärntner Anzug als Dresscode, die Kornblume als Traditionssymbol. Die blaue Kärntner Rest-FPÖ hielt am Sonntag ihren ersten Parteitag nach der Abspaltung von Jörg Haiders orangem BZÖ in der Völkermarkter Burg ab. Etwa 200 Delegierte drängten sich in den Hauptsaal, um ihren Anspruch, die "einzige und wahre FPÖ" zu repräsentieren, deutlich Ausdruck zu verleihen. Und um einen neuen Parteiobmann zu wählen, nachdem fast die gesamte Funktionärsmannschaft der Kärntner Freiheitlichen geschlossen den Orangen beigetreten war.

Der umstrittene Bundesrat Siegfried Kampl war beim Landesparteitag der Kärntner FPÖ am Sonntag in Völkermakt zwar nicht körperlich anwesend. Doch sein Ausspruch, wonach Wehrmachtsdeserteure "teilweise Kameradenmörder" gewesen seien, fand hier absolute Zustimmung. Der aus Wien angereiste FPÖ-Bundesobmann Heinz-Christian Strache nahm Kampl unter lautstarkem Beifall in Schutz. Kampls Formulierung sei "teilweise unglücklich" gewesen, betonte der FPÖ-Obmann: "Aber er hat damit keine Straftat und auch kein Verbrechen begangen." Deshalb verwahre er sich auch gegen die "Menschenjagd" und "Anlassgesetzgebung", um Kampl als Bundesratsvorsitzenden zu verhindern. Und auch inhaltlich gibt Strache Kampl jene Rückendeckung, die ihm das BZÖ verweigert habe. "Die Deserteure sind keine Helden gewesen. Sie haben ihre Kameraden, die oftmals keine Nationalsozialisten waren, damals im Schützengraben im Stich gelassen".

"Im Grab umdrehen"

Im Mittelpunkt des Parteitages stand die Abrechnung mit dem "Verräter" Jörg Haider. Der einstige Superstar des erzblauen Kernlandes Kärnten erntete nur mehr Verachtung. Er und der jetzige Kärntner BZÖ-Obmann Martin Strutz würden sogar "ihre Großmutter verkaufen, um ihre Macht zu erhalten", ritt Strache heftige persönliche Attacken auf Haider. Dessen verstorbener Vater Robert, "würde sich im Grab umdrehen".

Auch Alois Huber, Sohn eines der Kärntner Gründungsväter und Interimsobmann der blauen Rest-FPÖ, sparte nicht mit Häme. Das Problem Haider erledige sich von selbst. Haider könne sich ja als "Jongleur bewerben. Mit seiner Trickkiste und seinem Ideenreichtum wird er eine Daueranstellung beim Zirkus bekommen".

Vertreter anderer blauer Landesgruppen wie Hilmar Kabas, der Steirer Leopold Schöggl, der Salzburger Karl Schnell oder die Niederösterreicherin Barbara Rosenkranz versuchten Trost ob des Kollateralschadens im Dritten Lager zu spenden. Haiders "Piratenstück, die FPÖ zu kapern", sei misslungen, weil es in der FPÖ eben noch Menschen gebe, die Werte wie Treue hochhielten, meinte Kabas.

Bevor man sich schließlich wie tags zuvor das orange BZÖ ans Feiern des "einzigen und wahren" 50-jährigen Gründungsjubiläums mit Andreas Mölzer als Festredner machte, wurde das neue Führungsduo gewählt. Der einstige Hinterbänkler und neue Parteiobmann der Kärntner FPÖ, Franz Schwager (60), der als einziger der 16 freiheitlichen Abgeordneten nicht ins BZÖ übergewechselt war, konnte 177 der 192 Delegiertenstimmen für sich verbuchen. Als geschäftsführender Obmann steht ihm Generalsekretär Karl-Heinz Klement zur Seite. Der 42-jährige Hobbypilot, der sich mehrmals mit Haider überworfen hatte, kam auf 91,1 Prozent. (DER STANDARD, Printausgabe, 06.06.2005)