"Er ist ein Sexsymbol", schwärmt die Besucherin Nobuko. Das vierundzwanzigjährige Sexsymbol ist außerdem ein Yokozuna - der regierende Sumo-Großmeister in Japan. Seit Monaten unbesiegt in sämtlichen wichtigen Turnieren, hat er gerade einmal auch das Summer Grand Tournament gewonnen. Der Erfolg Asashoryus kommt zu einer Zeit, da immer weniger Besucher in die Stadien kommen und Fachzeitschriften bereits die Hälfte ihrer Abonnenten verloren haben.
Andere Sportarten sind mittlerweile populärer. Baseball gehört seit Jahrzehnten dazu. Oder Fußball, seit die japanischen Vereine immer öfter internationale Stars einkaufen. Oder die in den 80er-Jahren entstandene Kampfsportart K-1, die Elemente von Karate, Kickboxen und Taekwondo vereint.
Schatten der Wirtschaft
Seit Jahren sind japanische Talentjäger unterwegs, um in der Mongolei, China, Bulgarien, Estland oder Brasilien jenen Sumonachwuchs zu rekrutieren, der sich im eigenen Land nicht mehr finden lässt. Asashoryu, mit bürgerlichem Namen Dolgorsuren Dagvadorj und nur 154 Kilo schwer, hält die Japaner für verweichlicht: "Je stärker die Wirtschaft wurde, desto schwächer wurden die Leute." Er sei in der mongolischen Steppe aufgewachsen, habe dort die Schafe gehütet und im Zelt geschlafen, das mache seine Stärke aus. "Die Mongolen sind vom Hunger getrieben, aus der sozialen Unterschicht herauszukommen", findet auch Asashoryus Entdecker Toshiyuki Hamamura.