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Wie einst Thomas Muster im Sand verewigt: Rafael Nadal.

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Wien/Paris – Das Tennisspiel, gemeint ist natürlich das Finale der French Open zwischen Rafael Nadal und Mariano Puerta, hat selbst Thomas Muster vorm Fernseher verblüfft. "Das Beste, was ich seit Langem gesehen habe." Nadal hat es 6:7, 6:3, 6:1, 7:5 gewonnen, Muster war in Paris einer seiner Vorgänger, das ist auch schon wieder zehn Jahre her.

Er hat den Spanier vor ein paar Wochen in Rom kennen gelernt. Und das kam so: Nadal suchte einen Trainingspartner, der ATP-Offizielle meinte, ob er Interesse an Muster hätte, der bereite sich aufs parallel laufende Seniorenturnier vor. Nadal, so die Überlieferung, soll "toll, ein Wahnsinn, super" gesagt haben. Er hat sich freilich nicht getraut, Muster persönlich anzusprechen, das musste der Funktionär für ihn erledigen. "Er hat sich schüchtern mit Rafael Nadal vorgestellt, einen Diener gemacht", so Muster.

Alte Deppen

Sie übten eine Stunde lang, verabredeten sich für die nächsten Tage zum Einschlagen. Nadal hat darum gebeten. "Er war Feuer und Flamme. Er kennt sich in der Geschichte des Tennis aus, weiß, wer Rod Laver war. Andere in seinem Alter sagen, lasst mich mit den Deppen von früher in Ruhe."

Musters Eindrücke: "Er lebt Tennis, schläft Tennis, kann nicht davon genug bekommen. Er verkörpert das, was der Sport braucht. Nadal ist einfach erfrischend."

Der muskulöse linke Ärmel irritiert Muster kaum. "Dass ist kein neuer Trend. Vilas sah ähnlich aus. Durch das ärmellose T-Shirt wird die Figur von Nadal eben betont. Aber natürlich ist er topfit." Mental sei der Wunderbub auf der Höhe. "Das liegt an seinem Umfeld. Es ist ein Familienbetrieb. Das ist eine ideale Voraussetzung, sofern die Familie intakt ist. Das dürfte bei den Nadals der Fall sein." Logischerweise stimme die Grundausbildung. "Das ist eine Stärke in Spanien. Die Konkurrenz ist von Beginn an groß, du lernst früh, dass du dich durchsetzen musst. In Österreich ist das nicht der Fall. Gibt es ein Talent, hat es keine gleichwertigen Gegner und bleibt in der Entwicklung stehen."

An Nadal seien "die perfekte Platzaufteilung, das Selbstvertrauen, die Willenskraft, die Power" imponierend. "Er schlägt aus der Not Bälle, die ihn in die Offensive bringen." Natürlich gebe es noch zu behebende Schwächen, etwa das Service oder die Arbeit vorne am Netz. Insofern hinke ein Vergleich mit Roger Federer. Muster: "Auf Sand ist Nadal der Beste. Es geht nun darum, wie er sich auf anderen Belägen entwickelt. Schafft er das, was ich ihm zutraue, kann er die Nummer eins werden. (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 7. Juni 2005)