... mit dem Jörg Haider nun endgültig daran gehe, sich Österreich unter den Nagel zu reißen oder es wenigstens versuche - es ist nicht mehr zu zählen. Vergangene Woche war es wieder einmal so weit. Neuer Neustart wurde dem Landeshauptmann diesmal unterstellt, klar - Neustart allein würde dem Haider-geeichten "NEWS" -Konsumenten nur noch ein müdes Lächeln entlocken statt jenes ehrfürchtige Staunen, das den rituellen Enthüllungen des Magazins nach Fellner zusteht.

Der BZÖ-Chef hatte sich zwei Monate zurückgehalten. Das muss eine schreckliche Zeit für "NEWS" gewesen sein, aber jetzt geht er wieder auf Konfrontationskurs, und gegen wen, das wird die Leser verblüffen: gegen die EU und die VP. Wer hätte das gedacht? Für diesen guten Zweck hat sich Haider reloaded, was bedeutet: Haider will ab jetzt wieder Gas geben.

Für eine Titelgeschichte waren die Abgase selbst dem Magazin nicht gehaltvoll genug, immerhin vernebelte der Dunst den Anfang der innenpolitische Strecke der Nummer. Also hat man sich auf dem Cover eines teuflisch schlauen Tricks bedient, um die Leser anzulocken. Nicht alle werden die Schlagzeile Lust auf Seitensprung auf eine seit Jahrtausenden florierende Devianz vom christlichen Sakrament bezogen und das Heft gelangweilt beiseite gelegt haben. Auf Fellnersche Blattgestaltung konditionierte Leser ahnten gleich: Da steckt weniger dahinter! Und dabei kann es sich nur um das ewige Lustprinzip der "NEWS"-Ikone handeln.

Und das ist Haiders Plan. Wie der BZÖ-Chef mittels Anti-EU-Kampagne und neuen Köpfen wieder punkten will. Die Köpfe sind dabei so neu wie Haiders Anti-EU-Kampagne: Er will seinen ehemals größten Fan Peter Westenthaler als Wiener Spitzenkandidaten installieren. Das blau-orange Lager ist ja gepflastert mit ehemals größten Fans des ehemaligen Führers einer einigen FPÖ, und an manche erinnert man sich, wenn überhaupt, nur mit Gruseln: Der ehemalige steirische FPÖ-Chef Michael Schmid dürfte im Sommer als Spitzenkandidat präsentiert werden. Dagegen ist Miklautsch als neue BZÖ-Frontfrau eine Novität.

Würde "NEWS" nicht immer wieder aus verlegerischer Sympathie den Einflüsterungen Haiders erliegen, könnte es den billigen Etikettenschwindel des Kärntner Landeshauptmannes durchschauen. Dazu müsste man allerdings dort nachblättern, wo die wahren Sensationen zu finden sind, in der "Neuen Freien Zeitung" der Freiheitlichen Partei. Dort findet sich die Warnung: Achtung Etikettenschwindel! Es gibt nur eine echte FPÖ-Kärnten. Unterzeichnet ist die Mitteilung von zwei Kärntnern und einem gewissen Strache.

Während man in "NEWS" kein Wort über die Verwirrungen um Haider liest, wird man dort aufgeklärt. Bitte lassen Sie sich nicht durch Aussendungen einer angeblichen Freiheitlichen Partei in Kärnten rund um Haider, Strutz und Co. verunsichern und in die Irre führen. Denn es gibt nur eine echte FPÖ-Kärnten. Die Tatsachen sprechen eine klare Sprache. Und es ist unsere Pflicht Sie darüber zu informieren.

Soviel Pflichtbewusstsein nimmt einen umso mehr für die echte FPÖ-Kärnten ein, als der Führer der unechten sich in "NEWS" mit keinem Wort als falscher Fuffziger zu erkennen gibt und diesbezüglich auch gar nicht kritisch belästigt wird. Da wäre die Wahrheit vielleicht an den Tag gekommen: Die orange Retortenpartei ist der Versuch eines Neuaufgusses des gescheiterten "Liberalen Forums". Mit gestohlenen Mandaten will man sich Ämter, Macht, Einfluß und Pfründe sichern. Mit Anstand und Moral hat all das nichts zu tun. Aber das interessiert ja "NEWS" nicht.

Sollte es aber, denn: Als einzige und echte FPÖ-Kärntens sind wir aus einem anderen Holz geschnitzt. Für uns zählen Werte wie Heimat, Familie, soziale Verantwortung, Treue, Gemeinschafts- und Kameradschaftssinn. Diese Tugenden haben die vormaligen Verantwortlichen mit ihrem Abgang verraten. Ein solches Verhalten wird von den Kärntnern bei den kommenden Wahlen sicher nicht belohnt werden. Die dortige Abneigung gegen Kameradenmörder ist weit über das Gurktal hinaus bekannt.

Und weil sich das "orangierte" BZÖ abgespalten hat, steht dieser orangen Gruppe auch der Name "Die Freiheitlichen in Kärnten" nicht zu. Sowohl gegen den Namensmißbrauch als auch gegen die mißbräuchliche Verwendung von Mitgliederadressen wurden gerichtliche Schritte eingeleitet. Jetzt versteht man erst, warum der unechte, der "orangierte" Freiheitliche mittels neuen Köpfen wieder punkten will - weil die alten aus einem anderen Holz geschnitzt sind.

Aber für "NEWS" lebt die Hoffnung. Vielleicht hat ihm ja der Dalai Lama das eine oder andere Geheimnis der tibetischen Medizin als Quelle "ewiger Jugend" verraten. Und das hieße: Haider am Cover - reloaded for ever. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.6.2005)