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Hope Powell
Foto: AP/PAUL ELLIS
Wien/Manchester - Dass Frauen kicken, ist nicht ganz neu. Anno 1895, wird überliefert, schlug eine Auswahl aus Englands Norden die Konkurrenz aus dem Süden 7:1. 1921 freilich wurde Frauenfußball im Mutterland nicht nur dieser Sportart verboten, der Zustand währte bis 1971. Am Sonntag bezwangen die Engländerinnen im Eröffnungsspiel der sechsten offiziellen UEFA-Europameisterschaft Finnland 3:2. 29.092 Menschen im Stadion von Manchester City Stadion sorgten für einen Besucherrekord im Frauen-Kick auf europäischem Boden. Joseph Blatter, Präsident des Weltverbandes FIFA, prophezeite unlängst: "Die Zukunft des Fußball ist weiblich."

Trainerin Hope Powell, auf der Insel die erste ihres Fachs, dekoriert mit dem Orden des British Empire: "Unser Konzept zahlt sich langsam aus." Englands Verband fördert seit 2001 vor allem an den Schulen sowohl den männlichen als auch den weiblichen Nachwuchs. Mittlerweile sind mehr als 131.000 Kickerinnen registriert, was Teil der Antwort auf die Frage ist, warum sich die Österreicherinnen noch nie für eine Endrunde qualifizierten. "Bei uns", sagt Ernst Weber, der sich bald zehn Jahren als Trainer um die heimischen Teams (U 19, A-Team) bemüht, "gibt es gerade 1000 Fußballerinnen."

Von B nach A

Die Liga endete am Wochenende, SV Neulengbach holte in souveräner Manier den Titel. Die Niederösterreicherinnen, bei denen zwei Brasilianerinnen wirken, gaben in 18 Spielen nicht einmal einen Punkt ab, man kann also nicht gerade von einer breiten Spitze reden. Und während die Kickerei in England die Nummer eins unter den Frauensportarten ist, und in Schweden, wie Weber erzählt, mehr Mädchen ballestern als Buben Eishockey spielen, wird der Spaß hier zu Lande nur in wenigen Volksschulen in Wien, Niederösterreich und der Steiermark angeboten.

"Aber es wird besser", sagt Weber. Immerhin gewannen die Österreicherinnen die Quali-Gruppe mit Griechenland, Slowenien und Armenien, beförderten sich damit vom europäischen B- in den A-Pool der 25 besten Mannschaften und besitzen die Chance, sich für die WM-Endrunde 2007 in China zu qualifizieren. Die Chance ist minimal. Gruppengegner sind England, Frankreich und Ungarn, nur die Siegerinnen dürfen zur WM. Weber begibt sich am Wochenende nach England, um Gastgeberinnen und Französinnen zu studieren.

"Wir müssen die Niederlagen in erträglichem Rahmen halten. Und gegen die Ungarinnen sollten wir gewinnen. Dann bleiben wir im A-Pool." In den vergangenen Jahren sei das Leistungsvermögen von 20 auf 60 Prozent gestiegen, drückt es Weber aus. "Das war leicht. Viel schwieriger wird es, auf 80 Prozent zu kommen." Ist die Qualifikation für eine Endrunde mittelfristig denkbar? "Da müssten wir sie schon veranstalten." Auf diese Art kommen ja Österreichs Kicker 2008 zu ihrer ersten EM-Teilnahme. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, Print, 7.6.2005)