Santa Maria - Ein 21-jähriger Student im Rollstuhl, eine 50-jährige Pferdetrainerin und eine Urgroßmutter sind unter den zwölf Geschworenen, die über Michael Jacksons Schicksal befinden. Acht Frauen und vier Männer zwischen 20 und 79 Jahren verfolgten rund drei Monate die Zeugenaussagen, um zu einem Urteil zu kommen. Ihnen wurde ein fensterloser Beratungsraum im Gericht von Santa Maria zur Verfügung gestellt - für täglich sechs Stunden. Während des Prozesses hatte ihnen der Richter striktes Stillschweigen auferlegt. Nach "Dienstschluss" durften und dürfen die Juroren nach Hause, aber dort mit niemandem über den Fall sprechen.

Acht Geschworene haben Kinder. Ein Juror war vor vielen Jahren auf Jacksons Neverland-Ranch zu Gast. Eine 45-jährige Frau bekannte sich als Fan von Jacksons Musik. In dem von Weißen dominierten Gremium gibt es neben einer Asiatin drei Geschworene hispanischer Abstammung, aber keinen Afroamerikaner. Dies entspricht weit gehend der Bevölkerungsstruktur im Bezirk von Santa Maria, wo Schwarze mit zwei Prozent eine Minderheit sind. Im Februar war die Jury aus einem Pool von 250 Kandidaten ausgewählt worden.

Leitfaden

Richter Rodney Melville hat dem Gremium zur Urteilsfindung einen 98-seitigen Leitfaden und die Vorgabe, "sich nicht von Mitleid für oder Vorurteilen gegen den Angeklagten beeinflussen lassen", mit auf den Weg gegeben. In zehn Anklagepunkten - von Kindesmissbrauch bis versuchter Freiheitsberaubung - wurde eine einstimmige Entscheidung verlangt. Falls dies nicht geschieht, kann es zum Abbruch der Verhandlungen und möglicherweise zu einer Neuaufnahme des Verfahrens kommen. (dpa, DER STANDARD – Printausgabe, 07.06.2005)