4. Juni 2005: Erste kirchliche Trauung in Österreich, vielleicht sogar in Europa, bei der die Braut ein bauchfreies Kleid trug. Da sich die jung vermählte Eva Glawischnig das in jeder Hinsicht leisten kann und als Vizechefin der Grünen sogar eine Art Vorbildfunktion hat, könnte es sich im Sinne eines Mega-Trendsetting auswirken. Weniger in der Mode an sich, weil nabelfrei ohnehin schon allgegenwärtig ist, aber doch im Bereich kirchlicher Eheschließungen, wobei diesmal die evangelische Kirche die Rolle des Vorreiters übernahm. Der alte Sauertopf Paulus sagt zwar im Korintherbrief: "Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt." Aber um das Haupt ging es eben nicht. Der Bräutigam war übrigens komplett bedeckt, und zwar mit einer Art Don-Corleone-Special ca. 1930 (weißer Anzug mit schwarzen Streifen). Natürlich konzentriert sich jetzt das Interesse auf den weiteren politisch-modischen Weg von Frau Glawischnig. Dürfen wir künftig auf bauchfrei im Pressefoyer nach dem Ministerrat hoffen? Oder bei der Angelobung durch den Bundespräsidenten? Reizvoll wäre es. Dazu hätte schon Klestil mit Sicherheit keine saure Miene machen müssen. (DER STANDARD – Printausgabe, 07.06.2005)