Klagenfurt - Der wegen seiner Äußerungen über Naziverfolgungen nach dem Krieg sowie Wehrmachtsdeserteure seit Wochen heftig kritisierte Bundesrat Siegfried Kampl hat am Montagabend bekräftigt, mit 1. Juli Präsident der Länderkammer werden zu wollen. Falls dies durch eine Umreihung verhindert werden sollte, bleibe er auf jeden Fall im Bundesrat. Kampl betonte, er sei stets ein Demokrat gewesen und habe niemals die NS-Zeit verherrlicht. Seine Ausdrucksweise sei aber nicht angebracht gewesen.

"Wenn keine Verfassungsänderung kommt, dann werde ich den Bundesratspräsidenten antreten", sagte der freiheitliche Politiker in der Sendung "Streitkultur" im ORF-Radio Kärnten. Er sei bei seiner Wahl in den Bundesrat vom Kärntner Landtag mit einem großen Vertrauen ausgestattet worden und würde es sehr bedauern, wenn es jetzt "zu einer Anlassgesetzgebung" kommen würde. Das täte ihm Leid, "aber nicht wegen Kampl", es gäbe vielmehr viele andere Gesetze, die geändert werden sollten.

Kampl versicherte auch, dass seine inkriminierten Aussagen in seiner Bundesratsrede "nicht so stattgefunden haben". Die Sache sei vielmehr "durch die Medien hochgespielt worden". Man solle seine gesamte Rede lesen und nachvollziehen und auch "meine Entschuldigung zur Kenntnis nehmen", appellierte er an seine Gegner. Auch habe es bei der Rede, die er im Zuge einer Dringlichen Anfrage unvorbereitet gehalten habe, weder einen Zwischenruf noch einen Ordnungsruf und danach auch keine Diskussion gegeben. Vielmehr habe SPÖ-Fraktionschef Albrecht Konecny gemeint: "Was schmerzt, muss heraus, auch wenn es ganz verschiedene Schicksale sind".

"Vielleicht hätte ich eine bessere Ausdrucksform bringen sollen, das wäre angebracht gewesen", räumte Kampl ein. Aber, so der freiheitliche Politiker, hätte er im Bundesrat vorher "eine dreiviertel Stunde Schicksalsschläge mitangehört", die identisch mit seinen gewesen seien. Kampl erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass man seinen Vater "blutig geschlagen" und vor den fünf weinenden Kindern "wie einen Verbrecher abgeführt" habe. Wenige Wochen später sei seine Mutter gestorben, der Vater aber erst nach zwei Jahren freigelassen worden. Die Kinder seien getrennt worden.

Kampl, Bürgermeister von Gurk, schilderte aber auch einen anderen schweren Zwischenfall: Bei einem Nachbarn seien nach dem Krieg Unbekannte erschienen und hätten den Kleinbauern und Vater von zwölf Kindern angeschossen. Er habe noch drei Tage gelebt. Der Fall sei "nur bis zur örtlichen Gendarmerie" gelangt, darüber hinaus habe es keine Untersuchungen gegeben. Er selbst sei erst vor wenigen Tagen bei einer, inzwischen 70-jährigen, Tochter des Ermordeten gewesen und diese habe auch heute nur den einen Wunsch: zu erfahren, wer ihren Vater umgebracht hat.

Der Historiker Stefan Karner räumte in der Diskussion zwar ein, dass es traurige Einzelschicksale gegeben habe. Von einer Naziverfolgung "in dieser generalisierenden Form" zu sprechen, sei aber inakzeptabel. (APA)