Budapest - Der 63-jährige liberal-konservative Jurist Laszlo Solyom hat Ungarn während des Übergangs zur Demokratie nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989 maßgeblich mit geprägt. Solyom ist über die Parteigrenzen hinweg wegen seiner persönlichen Unabhängigkeit und Integrität geachtet. Dass er als Staatspräsident nun ein Amt bekleiden wird, dessen Machtfülle er selbst während der Wende als einer der Väter einer neuen demokratischen Verfassung einschränken half, wird er wohl mit der ihm eigenen Selbstironie hinnehmen.

Als Rechtsexperte und Oppositionsaktivist war er 1989 bei den Verhandlungen mit den Kommunisten federführend an der Ausarbeitung der neuen Verfassung beteiligt, die den demokratischen Neubeginn begründete. Als erster Präsident des neu geschaffenen Verfassungsgerichtes trug er von 1990 bis 1998 dazu bei, dass sich in den Anfangsjahren der jungen Demokratie die Rechtssicherheit und der Schutz der Bürgerrechte festigen konnten.

Die unter seiner Ägide ergangenen Urteile, die unter anderem zur Abschaffung der Todesstrafe führten, das Prinzip Entschädigung statt Eigentumsrückgabe festschrieben und die Meinungsfreiheit stärkten, waren Meilensteine der Verfassungsauslegung in der ungarischen Gesellschaft nach der Wende.

Der am 3.1.1942 in Pecs (Fünfkirchen) als Sohn eines Juristen geborene Politiker und neunfache Großvater wurde für das höchste Staatsamt von der konservativen Opposition nominiert, die dabei einen Vorschlag der überparteilichen Öko-Bewegung "Vedegylet" (Schutz- Vereinigung) aufgriff. (APA/dpa)