"Der Islam ist damit schon lange nicht mehr ausschließlich eine Religion von Ausländerinnen und Ausländern", schließt daraus Eva Grabherr, Geschäftsführerin von "okay.zusammen leben". Die Projektstelle für Zuwanderung und Integration begleitet die Diskussion um Begräbnisstätten für Muslime. Denn noch müssen Muslime ihre Toten per Flugzeug in das Herkunftsland überführen - auch wenn es nur noch die Heimat der Väter ist.
Begraben werden, wo man lebte
Attila Dincer, Sprecher der Initiativgruppe, bei einer Tagung für Multiplikatoren: "Für uns ist es Integration, dort begraben zu werden, wo man gelebt hat und wo die Familie lebt. Auch wir Muslime haben Totenfeiertage und möchten unsere Verstorbenen auf dem Friedhof besuchen können." Es gehe nicht mehr um die Frage, ob ein Friedhof eingerichtet werde, sondern um die Frage "wo und wie".
Grabherr: "Eine Friedhofseröffnung ist ein markantes Ziel einer religiösen Gemeinschaft, die sich integrieren will." Das "Sichtbarwerden" einer Religionsgemeinschaft sei jedoch mit Irritationen verbunden - diese würden durch eine weltpolitische Entwicklung, die den Islam auf Fundamentalismus reduziere, verstärkt. "Konstruktiver Gestaltungswillen auf beiden Seiten" sei Voraussetzung.
Den zeigen nun die katholische Kirche und die islamischen Vereinigungen. Sie erarbeiten in der "Initiativgruppe Islamischer Friedhof" eine Empfehlung für den Gemeindeverband, denn Bestattung ist Sache der Kommunen. Ob ein oder mehrere Friedhöfe eingerichtet werden sollen, steht noch nicht fest. Die Arbeitsgruppe wird im Herbst Standortkriterien vorlegen.