Der früher Chef der spektakulär Pleite gegangenen YLine, Werner Böhm, hat die Firma FirstInEx gekauft - jene Firma, die die umstrittene Homepage für Finanzminister Karl-Heinz Grasser gestaltet hat und an der auch Grassers Vater beteiligt war. Der kurzzeitige Eigentümer der FirstInEx, die Fondsgesellschaft Amis, und Böhm selbst haben den Deal am Mittwoch der APA bestätigt. Geschichte Die Firma FirstInEx war vor rund einem Jahr in die Schlagzeilen geraten, nachdem der Klagenfurter Anwalt Stephen Medwed bestätigt hatte, als Treuhänder 0,7356 Prozent an dem Unternehmen für Karl Grasser Senior gehalten zu haben. Schon davor war bekannt geworden, dass die private Homepage des Finanzministers, die die FirstInEx gestaltet hatte, über den "Verein zur Förderung der New Economy" mit Geldern der Industriellenvereinigung (IV) finanziert worden war. Anteile Die Internet-Softwarefirma YLine hatte laut Böhm damals knapp 80 Prozent an der Firma gehalten. "Ich habe aber nicht immer gewusst, was sich in der FirstInEx abspielt", verteidigte sich der frühere YLine-Chef. Gleichzeitig bestätigte er, dass Medwed als Treuhänder auch noch weitere Anteile an FirstInEx hielt - für wen, weiß er allerdings nicht. In den Ermittlungen wegen des Verdachts auf Betrug gegen Böhm und 23 weitere YLine-Manager zeichnet sich unterdessen Bewegung ab. Der Staatsanwalt rechnet damit, dass noch im Sommer ein Verfahren eingeleitet werden könnte. Bis dahin sollte ein seit Jahren in Arbeit befindliches Gutachten des Wirtschaftsprüfers Thomas Keppert fertig sein, sagte Staatsanwalt Georg Krakow zur APA. Abwarten Böhm verweist auf die Unschuldsvermutung und betont: "Ich warte, was da kommt und hoffe dass nichts herauskommt." Allerdings sei YLine ein "Politikum" gewesen. "Das muss ich akzeptieren. Ich habe mich auf den Teufel, die Politik, eingelassen, jetzt muss ich auch mit ihm tanzen", so Böhm. Die FirstInEx war ursprünglich ein Spin-Off der Yline gewesen. Kurz vor der Pleite hatte YLine die Firma gegen Aktientausch wieder komplett übernommen, um sie dann an die Wiener Fondsgesellschaft Amis weiterzuverkaufen. Die Fondgesellschaft war zuletzt in den Medien aufgetaucht, weil die Luxemburger Finanzmarktaufsicht fünf Amis-Fonds gesperrt hatte - "weil nicht klar war, wohin manche Gelder investiert worden waren", wie es damals hieß. Anleihe Für die FirstInEx-Übernahme soll Amis damals eine Anleihe begeben haben. Für wie viel Böhm das Unternehmen jetzt wieder zurückgekauft hat, wollte er noch nicht kommentieren. Dies hänge von Ergebnissen einer für 20. Juni einberufenen Hauptversammlung ab, bei der die Vermögensbestände der FirstInEx geklärt werden sollen. Dem Vernehmen nach soll Böhm FirstInEx für einen symbolischen Euro und weitere Besserungsscheine erworben haben. Amis-Chef Dietmar Böhmer war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, er ist bis Ende des Monats auf Urlaub. (APA) ~