Wien/Wiesbaden - Österreich ist als Standort für stark automatisierte und technisch anspruchsvolle Produktionen geeignet. Aber die neuen EU-Länder in Osteuropa sind für viele Branchen mit geringeren Ansprüchen an Infrastruktur und Qualität der Arbeitskräfte attraktiver.

Daher wird sich die Verlagerung von Arbeitsplätzen in diese Länder beschleunigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie zum Thema Arbeitsproduktivität des deutschen BERI-Instituts.

Platz 18

Die Alpenrepublik nimmt in der Weltrangliste der Arbeitsproduktivität unter den 20 hochentwickelten Industrieländern - im Vergleich zum Vorjahr unverändert - den 18. Platz ein und erreicht trotz der hohen Lohn- und Lohnnebenkosten angesichts der guten Infrastruktur und der Motivation und Ausbildung der Mitarbeiter auf einer im Idealfall bis 100 reichenden Skala 57 Punkte. Seit dem EU-Beitritt ist die Alpenrepublik allerdings um 3 Punkte (1995: 60 Punkte) zurückgefallen.

Wichtige Wettbewerber unter den Industrieländern schneiden allerdings besser ab als Österreich - so die USA (74 Punkte), die Schweiz (73), Taiwan (73), Belgien (72), die Niederlande (65) und Deutschland (62).

In der Gruppe der Schwellenländer liegen Tschechien (54 Punkte), Ungarn (54) und Polen (50) gut. Wegen Schwächen in der Infrastruktur und Arbeitskräftequalität sind diese neuen EU-Ländern laut BERI-Institut allerdings nur für Produktionen der "mittleren Technologie" gut geeignet. Das treffe auch auf Portugal (58 Punkte) und die Türkei (55) zu.

Hohe Gesamtkosten in Entwicklungsländern

Nur wenige Entwicklungsländer eignen sich für einfache und lohnintensive Produktionen, meint das BERI-Institut. Daher müsse vor der Verlagerung von Betrieben in ungeeignete Niedriglohnländer gewarnt werden.

Durch Mängel in der Infrastruktur, Ausbildung und Motivation der Arbeitskräfte sowie Bürokratie und Korruption seien in vielen dieser Länder die tatsächlichen Produktionskosten überraschend hoch. Die Schlusslichter im Ranking bilden Venezuela, Vietnam und Nigeria.

Bewertungskriterien

Die Studie bewertet die Lohnkosten im Verhältnis zur Produktivität, das Ausbildungsniveau der Arbeitskräfte, die Belastungen durch Sozial- und Mitbestimmungsgesetze sowie die durch Fehlzeiten und Streiks verursachten Kosten.

Diese vier Komponenten werden unterschiedlich gewichtet. Die "Weltrangliste der Arbeitsproduktivität" wird jährlich erhoben und soll als Entscheidungshilfe für die Standortwahl von multinationalen Unternehmen dienen. (APA)