Pala hinter einem Tontopf, den die Bauern für das Sammeln von Regenwasser verwenden.

Foto: IRK
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Das Österreichische Rote Kreuz sammelt mit der Kampagne "Wasser ist Leben" für Wasserprojekte in Kambodscha, Osttimor, Laos, Mosambik, Simbabwe, Eritrea und im Sudan. Der ÖRK-Wasserdelegierte in Kambodscha, Valentin Seidler, berichtet von seinem Aufenthalt in Vel Thboung, das etwa drei Autostunden von der Hauptstadt Phnom Penh entfernt liegt.

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Im Dorf Vel Thboung herrscht in diesem Jahr besondere Trockenheit. "Vel Thboung" heißt übersetzt "Felder im Süden", doch von Feldern sieht man derzeit wenig. Das Dorf ist umgeben von staubiger Erde, aus der hie und da ein paar verkümmerte Halme ragen. Das Trinkwasser müssen die Dorfbewohner das ganze Jahr über von einem zwei Stunden entfernten Brunnen holen. Normalerweise beginnt die Regenzeit mit heftigen Monsumstürmen im Juni und dauert bis Oktober, danach bleibt es trocken bis zum nächsten Sommer.

Während der Regenzeit können die Einwohner von Vel Thboung ihr Reisfeld bestellen und eine Ernte pro Jahr einbringen. Der Reis muss dann bis zur nächsten Regenzeit reichen. Im benachbarten Thailand können dank Bewässerungskanälen bis zu drei Reisernten pro Jahr eingebracht werden. Doch in Kambodscha haben die Khmer Rouge alle Bewässerungsanlagen zerstört, und der Wiederaufbau hat in der abgeschiedenen Provinz Koh Kong noch nicht einmal begonnen.

Stundenlanger Fußmarsch

Für die Einwohner von Vel Thboung bedeutet die lange Trockenzeit auch Monate ohne ausreichende Körperhygiene und ohne die Möglichkeit, die Wäsche sauber zu waschen. Der nächste Brunnen ist zwei Stunden Fußmarsch entfernt und wer jeden Tag vier Stunden um Wasser geht, beschränkt seine Hygiene auf ein Minimum. Die Folge sind Durchfallerkrankungen, Cholera, Parasiten und generelle Schwächung des Immunsystems.

Die sieben-jährige Pala holt jeden Morgen um sechs Uhr Früh das Wasser für den Mittagsreis. Dazu legt sie eine Bambusstange über ihre Schultern, an deren Enden die beiden Wasserkanister baumeln. Ihre Familie kocht einmal am Tag Reis und isst ihn über den Tag ohne Beilagen. Abwechslungsreicher wird der Speiseplan nur in der Regenzeit, wenn etwas Gemüse aus dem Garten zum Reis hinzukommt.

180 Regenwasserzisternen

Abhilfe kam in der Zwischenzeit vom Roten Kreuz: 180 Regenwasserzisternen, eine für jede Familie im Dorf, sind errichtet worden. Da das Sammeln von Regenwasser in Kambodscha eine sehr lange Tradition hat, werden auch keine Brunnen errichtet, sondern es werden die Bauern unterstützt, ihr traditionelles Zisternensystem zu verbessern. Auch ist das Grundwasser aufgrund der Nähe zum Meer salzig und Tiefbohrungen hatten einen hohen Arsengehalt erwiesen.

Auch die Abwässer sollen in Vel Thboung in geregelte Bahnen gelenkt werden: eine Latrine pro Familie ist geplant. Derzeit gibt es in dem ganzen Dorf keine einzige sanitäre Anlage. Die tausend Bewohner "erleichtern" sich in den Reisfeldern und verschmutzen so gleichzeitig ihre Nahrungsgrundlage. Auch die Wartung der Wasseranlagen und der Latrinen muss erklärt und geübt werden. Es könnten in Kambodscha viele tödliche Krankheiten vermieden werden, wenn Hygieneregeln beachtet würden. Dazu ist jedoch weniger viel Geld, sondern vielmehr besonders viel Zeit nötig.