Taipeh - Ein taiwanesischer Parlamentarier will über Unterlagen des US-Geheimdienstes CIA verfügen, die angeblich die Selbstinszenierung eines Attentatsversuchs auf Präsident Chen Shui-bian belegen. Der vorgetäuschte Anschlag am Vortag der Präsidentenwahl im März 2004 habe Chen in letzter Minute einen Mitleidsbonus und damit seine Wiederwahl sichern sollen, sagte der Abgeordnete Li Ao am Mittwoch in Taipeh. Dies gehe aus einem CIA-Bericht hervor, den er über inoffizielle Kanäle erhalten habe. Chen hatte die Wahl mit einem Vorsprung von 30.000 Stimmen gewonnen.

Li Ao erklärte, laut dem Geheimdienstpapier habe der Präsident zwei Scharfschützen mit dem Attentat beauftragt. Diese hätten Vizepräsidentin Annette Lu töten oder verletzen sollen, um Chen Sympathien bei den Wählern zu verschaffen. Der Präsident war bei dem Anschlag durch Schüsse leicht am Bauch verletzt worden, seine Stellvertreterin erlitt Verletzungen am Knie.

Die Opposition hatte dem Präsidenten schon kurz nach dem Attentat vorgeworfen, er habe es selbst inszeniert. Das höchste Gericht Taiwans wies eine Klage gegen den Wahlausgang jedoch zurück. Im vergangenen März präsentierten Ermittler einen 62-Jährigen als mutmaßlichen Attentäter, der sich neun Tage nach der Wahl das Leben genommen hatte. (APA/dpa)