Wer fröstelnd die Klimaveränderung verflucht, irrt - Wetter zu dieser Jahreszeit ist nicht ungewöhnlich
Redaktion
,
Wien – "Kalt wird den Schafen
nicht", ist Walter Baumgartner
trotz der derzeitigen Temperaturen überzeugt. Und falls
doch, "werden sie sich in
ihren Unterstand oder Stall
zurückziehen", erklärt der
Vorstand der Klinik für Wiederkäuer an der Veterinärmedizinischen Universität angesichts der herrschenden
"Schafskälte". Selbst wenn sie
geschoren sind, haben es die
Tiere besser als die Menschen, liegt ihre Körpertemperatur
doch bei 38,5 bis 39,5 Grad.
20 bis 40 cm Schnee sind in
der Nacht zum Mittwoch in
den Alpen gefallen, in der Ebene waren 16 Grad in Graz das
höchste der Gefühle – viel
wärmer wird es in den kommenden Tagen auch nicht.
"Schafskälte": Feuchte Luft im ersten Juni-Drittel
Wer fröstelnd die Klimaveränderung verflucht, irrt aber –
das Fallen des Thermometers
ist zu dieser Jahreszeit nicht
ungewöhnlich. "Singularität"
nennen die Meteorologen
Wetterlagen, die zu bestimmten Zeitabschnitten im Jahr
mit überdurchschnittlicher
Häufigkeit auftreten. Die "Eisheiligen" oder die "Hundstage" gehören dazu, und eben
die im ersten Juni-Drittel
durch feuchte und kühle Luft
aus Nordwesten ausgelöste
"Schafskälte" – die ihren Namen übrigens davon hat, dass
um diese Zeit in Mitteleuropa
die Schafe geschoren werden.
Juni hat viel zu bieten
Der Juni hat temperaturmäßig überhaupt einiges zu bieten, weiß man bei der Zentralanstalt für Meteorologie in Wien. Im Jahr 1962 gab es in
Klagenfurt, Graz und Salzburg
in diesem Monat sogar noch
Frost. Auch in der Bundeshauptstadt ist das Spektrum
breit: die Tiefsttemperatur lag
am 30. Juni 1928 bei schauderhaften 3,2 Grad plus. Dafür
hatte es am selben Tag im Jahr
1950 36,1 Grad – da kommen
auch Schafe ins Schwitzen.(Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe 9.6.2005)
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