"Sommergespräch" ORFler Mück und Kanzler Schüssel – noch vor dem TV-Termin im September.

Foto: ORF/Montage: Lux
Geht es nach dem Buchstaben des Gesetzes, wird der nächste ORF-Chef oder die gleiche Chefin in gut einem Jahr gewählt. Das hält weder Küniglberger noch Politik noch Medienjournalisten ab vom Spekulieren. So erwarten politikerfahrene ORFler weiterhin eine Neuwahl schon im Herbst. Das oft kolportierte, passende Rechtsgutachten haben die wenigsten gesehen und viele dementiert.

Die ÖVP könnte bei der Direktwahl von Publikumsräten eine oder zwei Mandate mehr als 2001 holen und mit denen im Stiftungsrat die absolute Mehrheit schaffen, um alleine den nächsten Generaldirektor zu wählen. Zum Beispiel knapp bevor die steirische Landtagswahl im Oktober wieder eine Stimme im Stiftungsrat kosten kann.

Der Publikumsrat darf erst dann sechs neue Mitglieder in den Stiftungsrat entsenden, wenn sich beide Gremien neu konstituieren. Das kann der Publikumsrat ab 17. Oktober, der Stiftungsrat ab 1. November. Dann jedenfalls sind vier Jahre nach der ersten Konstituierung vergangen, wie sie das ORF-Gesetz vorsieht. Damalige Übergangsfristen könnten die Neukonstituierung aber bis 1. Jänner 2006 verzögern.

Im November muss es noch keine neue steirische Landesregierung geben. Fix ist allerdings, dass das Salzburger Mandat im neuen Stiftungsrat von der ÖVP zur SPÖ wandert.

Und wen wählt die ÖVP dann womöglich gar alleine? Klubchef Molterer hat sich auf Generalin Monika Lindner festgelegt. So früh und so demonstrativ, dass das mancher Beobachter als unfreundliches Manöver deutet: Damit deklariere er Lindner offen als Generaldirektorin der VP.

Warum sollte er? Molterers Ansprechpartner im ORF, TV-Chefredakteur Werner Mück, würde wohl zum Generalsjob kaum Nein sagen.

Aufstieg winkt Mück auch unter Lindner: zum alleinigen TV-Direktor statt des Info- und des Programmdirektors. Sparen am Management lässt sich gut verkaufen.

Stiftungsrat Franz Marhold hat dementiert, das Gutachten über eine frühere Wahl stamme von ihm. Fraglich, ob er den nächsten General mitwählt: Das Gesetz schließt Politiker vom Stiftungsrat aus. Marhold kandidiert mit Gerhard Hirschmann für den steirischen Landtag. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 9.6.2005)