Ein anonymer Blick auf das Kapitol in Rom aus der Zeit um 1860 war einem italienischen Bieter 190.000 Euro wert (brutto 228.000 Euro).

Foto: Dorotheum

Zur Freude von Sammlern, Einbringern und vor allem für den Verein Rettet den Stephansdom: Die Sammlung Lill brachte 3,26 Millionen Euro.

Wien – Vorweg, die Zuschläge summierten sich auf netto 7,38 Mio. Euro und das Dorotheum verzeichnete damit das beste Ergebnis einer Auktionswoche überhaupt (Vergleich Juni 2004: 5,18 Mio.). Als maßgeblicher Umsatzbringer entpuppte sich die 255 Objekte umfassende Sammlung aus dem Besitz des im vergangenen Jahr verstorbenen Chirurgen Heinrich Lill.

Diese im Rahmen der zweiten Auktionswoche versteigerte Kollektion verbuchte allein einen Reinerlös von 3,26 Millionen Euro, die dem Wunsch Heinrich Lills gemäß dem Verein Rettet den Stephansdom zugute kommt. Das Starobjekt der Woche wurde der im Rahmen der Sparte Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst versteigerte Akt mit violetten Strümpfen von Egon Schiele.

Das 1910 ausgeführte Blatt wechselte für 380.000 Euro ins Ausland. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr brachte es der Bub mit grünen Strümpfen von 1911 auf 450.000 Euro. Auf den zweiten Platz spielten sich Alfons Walde mit einer Faschingsszene in Tirol, für die der Hammer erst bei 75.000 Euro statt der erwarteten 45.000-65.000 Euro fiel. Mit je 50.000 Euro sicherte sich das internationale Publikum Zeichnungen Gustav Klimts, den Sitzenden Halbakt mit Schal (1916/17) und ein Liegendes Mädchen im Rüschenkleid (1904).

Eine erfreuliche Bilanz lieferte hier die internationale Besetzung: Edgar Degas' Femme assise gefiel ebenso bis zu 45.000 Euro wie Emil Noldes im Berliner zoologischen Garten 1923/24 entstandener Aquarell-Einblick in ein Aquarium. Insgesamt verteilte man das Angebot zu 54 Prozent und freute sich mit netto 2,53 Millionen Euro über das bislang höchste in dieser Sparte erzielte Ergebnis.

Besser als 2004 lief es auch bei Ölgemälden des 19. Jahrhunderts: 50 Prozent des Angebotes wechselte für 1,54 Millionen Euro den Besitzer (2004: 1,11 Millionen). Den höchsten Zuschlag erteilte man für den Blick auf das Kapitol in Rom eines anonymen italienischen Künstlers um 1860: Entgegen den erwarteten 20.000 bis 30.000 Euro erzielte das Titellos des Kataloges fulminante 190.000 Euro.

Aus der Sammlung Lill brillierten Ferdinand Georg Waldmüllers Alte Bäume im Prater von 1831, die bis zu 90.000 Euro gefielen (50.000-70.000) sowie Rudolf von Alts Aquarell des Stephansdoms zur Weihnachtszeit, das sich für 85.000 Euro das Wien Museum sicherte. Nicht weniger kaufeifrig erwies sich das Publikum in den Sparten angewandter Kunst: Zum Auftakt überzeugte Glas & Porzellan (442.220 Euro) und hier die herausragende Offerte an DuPaquier-Stücken. Der höchste Zuschlag bewilligte man für Josef Niggs Porzellanbild eines Blumenbuketts, das statt der anberaumten 12.000-20.000 Euro unter zahlreichen Geboten bis auf 55.000 Euro und damit dem höchsten Zuschlag der Sitzung stieg. Ebenso konnte die Sparte Silber ihren Umsatz auf netto 580.100 Euro erhöhen (2004: 563.000 €).

Den perfekten Schlussakkord lieferte die Kategorie Juwelen und Uhren, die gemeinsam Rekordmeistbote in der Höhe von 1,62 Millionen verzeichneten.

Star der letzten Auktion wurde Lills 18-karätige Herrenarmbanduhr, Marke Patek Phillipe, Minutenrepetition. Das auf 180.000 bis 270.000 Euro geschätzte Modell wechselte für 320.000 Euro nach Übersee und markiert in dieser Preisklasse (brutto 384.000) einen absoluten Auktionsrekord in Österreich.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.6.2005)