Justizministerin Karin Miklautsch (BZÖ) stiehlt derzeit allen anderen Orangen die Show: Bei Amtsantritt noch als Landesbeamtin ohne politische Erfahrung belächelt, ist sie mittlerweile sogar als Nachfolgerin von Vizekanzler Hubert Gorbach im Gespräch. Miklautsch, im Umgang mit Medien unverkrampft, kokettiert offen mit ihren Ambitionen. Zuletzt sorgte sie für allgemeine Erheiterung, als sie nach dem Ministerrat verkündete, sie wolle nicht Vizekanzlerin werden.

Anfang kommende Woche könnte Miklautschs Höhenflug aber fürs Erste gebremst werden. Gleich zu Wochenbeginn will sie nämlich eine äußerst umstrittene Entscheidung verkünden: Soll das Straflandesgericht Wien auf zwei Gerichte aufgeteilt werden oder nicht? Seit Wochen wird über diese heikle Frage im Ministerium verhandelt. Als treibende Kraft für die Variante Aufspaltung gilt Miklautschs einflussreicher Sektionschef Wolfgang Fellner. Richter und Staatsanwälte sind dagegen - und haben der Ministerin auch angedeutet, es auf eine Machtprobe ankommen zu lassen.

Miklautsch scheint eher der Argumentation ihrer Ministerialbürokratie zu folgen. Statt mit schmeichelhaften Gerüchten könnte sie sich demnächst mit Streikdrohungen auseinander setzen müssen.