Santa Maria - Die zwölf Geschworenen im Missbrauchprozess gegen Michael Jackson haben ihre Beratungen wieder aufgenommen. Am Donnerstag ging die Urteilsfindung in die fünfte Runde. Seit Freitag haben die acht Frauen und vier Männer im Gericht von Santa Maria (Kalifornien) nunmehr 20 Stunden hinter verschlossenen Türen verbracht, um über das Schicksal des Popstars zu entscheiden.

Wegen privater Verpflichtungen einiger Juroren war für Donnerstag nur ein halber Sitzungstag geplant. Über den Stand der Gespräche wurde bis jetzt kaum etwas bekannt. Jackson, der die Entscheidung auf seiner Neverland-Ranch abwartet, hatte am Mittwoch erneut einen Arzt aufgesucht. Nach Angaben seiner Sprecherin war es ein "Routinebesuch" zur Behandlung von Rückenschmerzen.

Differenzen im Jackson-Lager

Unterdessen wurden Differenzen im Jackson-Lager bekannt, wer sich über den Sänger äußern dürfe. Nach stundenlangem Warten sorgte eine Mitteilung von Jacksons Verteidiger Thomas Mesereau unter den über 1.000 Reportern und Jackson-Fans für Wirbel. Der Anwalt sagte in einer Erklärung, dass er niemanden damit beauftragt habe, im Namen von Jackson oder dessen Familie mit der Presse zu sprechen. Mesereau hatte sich zuvor die Erlaubnis des Richters für diese Bekanntmachung eingeholt. Alle Prozessbeteiligten sind nach Anordnung von Richter Rodney Melville an eine strikte Schweigepflicht gebunden.

Jesse Jackson: Medienberichte sind "psychologische Kriegsführung"

Jackson-Sprecherin Raymone Bain und der Bürgerrechtler Jesse Jackson, der seit Wochenbeginn über das Befinden des Popstars Auskunft gibt, hatten sich am Mittwoch ausgiebig geäußert. Jesse Jackson bezeichnete Medienberichte über die mögliche Inhaftierung Jacksons als "psychologische Kriegsführung". Er spielte auch Berichte über Jacksons angebliche Millionenschulden hinunter und versicherte, dass der Popstar genügend Bargeld habe. Das "Wall Street Journal" bezifferte Jacksons Schuldenberg am Mittwoch mit mindestens 270 Millionen Dollar. Zur Deckung hoher Unterhaltskosten bei einem sinkenden Einkommen habe der Popstar teure Anleihen aufnehmen müssen, berichtete die Zeitung.

Einstimmiges Urteil

Die Geschworenen müssen in jedem der zehn Anklagepunkte ein einstimmiges Urteil treffen. Jackson soll im Frühjahr 2003 einen 13- jährigen Jungen sexuell missbraucht und ihm Alkohol gegeben haben. Zudem soll er die Familie des Jungen unter Druck gesetzt und quasi gefangen gehalten haben. Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem Popstar bis zu 20 Jahre Haft. (APA/dpa)