In der weltweiten Top Ten-Liste der pessimistischsten Länder rangiert Österreich hinsichtlich negativer Wirtschaftsaussichten für die nächsten zwölf Monate sogar an achter Stelle unter den 38 untersuchten Ländern.
Boomendes Asien
Den Grund für die positiven Aussichten in Asien sieht der Marktforscher im Wirtschaftsboom in China und Indien, den beiden größten und wachstumsstärksten Märkten weltweit.
"Es gibt ausreichend Arbeitsplätze, die Investitionen in Infrastruktur nehmen stetig zu, die Währungen sind stabil", meinte ACNielsen Österreich-Geschäftsführer Martin Prantl dazu.
Europas wichtige Märkte Deutschland, Frankreich und Italien hingegen leiden laut Marktforscher derzeit unter Stagnation oder sogar Negativwachstum, steigenden Arbeitslosenzahlen und hier und da auch unter politischer Instabilität. Mit einem Aufschwung werde in naher Zukunft nicht gerechnet, speziell auch nicht in Österreich, sagte Prantl.
Österreich an der Weltspitze
Die Österreicher sind mit an der Weltspitze bei der negativen Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung. 38 Prozent erwarten, dass sich die Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern wird, ebenso viele erwarten ein Gleichbleiben. Nur 24 Prozent sehen eine Verbesserung der Lage, der europäische Schnitt liegt hier bei 29 Prozent.
Am düstersten in die Zukunft schauen die Griechen, wo 54 Prozent eine Verschlechterung der Wirtschaft in den kommenden 12 Monaten erwarten. Dahinter folgen Frankreich (53), Italien (46), Deutschland (44), Australien (43), Schweden (43), USA (39) und schließlich Österreich (38) auf dem achten Platz ex aequo mit Belgien. Auf dem zehnten Platz liegt Thailand (37).
Europa bläst Trübsal
"Mit Ausnahme von Irland, Russland und Norwegen wird in Europa überwiegend Trübsal geblasen", so Prantl. In Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien sowie Österreich seien die Konsumenten der Ansicht, dass sich die Lage in den sechs Monaten seit der letzten Umfrage vor einem halben Jahr noch verschlechtert hat und die Talsohle noch lange nicht durchschritten ist.
Die wirtschaftliche Lage, Arbeitsplatzsicherheit und Gesundheit sind laut ACNielsen die Themen, um die sich die Verbraucher weltweit am meisten Sorgen machen. Die größten Sorgen der Österreicher sind derzeit die Arbeitsplatzsicherheit, dicht gefolgt von generell der wirtschaftliche Entwicklung.
Auch "politische Stabilität", die noch in der Oktoberbefragung in Österreich kein Thema war, wird laut Umfrage nach den innenpolitischen Veränderungen der letzten Monaten von den Österreichern deutlich häufiger genannt als noch im Oktober.
Im weltweiten Ranking der Personen, die diese Sorge am wichtigsten sehen, liegt Österreich an fünfter Stelle nach Taiwan, Mexiko, Polen und Indonesien.
Angst um den Arbeitsplatz
Mit Ausnahme von Irland, Russland und Norwegen machen sich die Europäer auch in puncto Arbeitsplatzsituation für die nächsten zwölf Monate keine allzu großen Hoffnungen, geht aus der Umfrage weiter hervor.
Die Österreicher sind mit elf Prozent der Befragten, die ihre Aussichten am Arbeitsmarkt für "schlecht" halten, im weltweiten Ranking der größten Pessimisten immerhin an 9. Stelle und liegen damit im europäischen Durchschnitt.
Österreich ist damit aber deutlich optimistischer als Nachbar Deutschland, wo 20 Prozent die Jobaussichten als negativ einstufen. Nur die Griechen, Koreaner und Portugiesen sehen ihren beruflichen Aussichten noch negativer entgegen.
33 Prozent der österreichischen Befragten bewerten ihre beruflichen Möglichkeiten in den nächsten zwölf Monaten mit "nicht so gut" (Europa: 48 Prozent), immerhin doch noch 42 Prozent sehen mit einem "gut" (Europa: 37 Prozent) und weitere 14 Prozent mit "sehr gut" optimistischer in die Zukunft (Europa: 4 Prozent).
Weltweites Sparen
Bei den Hauptverwendungszwecken für das frei verfügbare Einkommen nach Deckung der Lebenshaltungskosten ergeben sich je nach Region ganz unterschiedliche Verhaltensmuster. Global betrachtet steckt über ein Drittel (36 Prozent) aller Konsumenten sein Geld in Spareinlagen, gefolgt von Out-of-Home-Entertainment, Ferien/Reisen und neue Kleidung.
In Österreich wird frei verfügbares Einkommen für Out-of-Home-Entertainment (44 Prozent), Abzahlen von Schulden/Krediten/Kreditkarten (38 Prozent), Ferien/Reisen (37 Prozent), neue Kleidung (29 Prozent), neue Technologien (28 Prozent), Altersvorsorge (27 Prozent), Spareinlagen (26 Prozent), Umbaumaßnahmen/Innendekoration (21 Prozent) und Investition in Aktien/Investmentfonds (12 Prozent) verwendet.
Elf Prozent der österreichischen Befragten gaben an, nach Deckung der Lebenshaltungskosten keine frei verfügbaren Mittel zu haben.
Vorfreude auf Sommerurlaub
Zur Zeit der Umfrage Anfang Mai 2005 freuten sich viele Europäer bereits auf ihren Sommerurlaub. Über 35 Prozent der Verbraucher in Europa und damit mehr als in allen anderen Regionen weltweit investieren ihr Geld vorzugsweise in Reisen, in Österreich sind es immerhin 37 Prozent.
Spareinlagen werden in Asien ganz groß geschrieben: 51 Prozent der asiatischen Verbraucher legen ihr Geld für schlechte Zeiten beiseite. Dagegen schaffte es kein einziges europäisches Land in die internationale Top Ten der gewissenhaften Sparer.
Zurückhaltende Investitionsbereitschaft
Interessanterweise sind sich die Verbraucher weltweit in zwei Punkten einig: 50 Prozent bewerten ihre derzeitige und künftige persönliche finanzielle Situation zwar als "gut", sind aber dennoch der Ansicht, momentan sei nicht der richtige Zeitpunkt zum Geldausgeben.
"Vor wirtschaftlichen Schwankungen hat man überall Angst. Ein plötzlicher Umschwung liegt für Verbraucher auf der ganzen Welt durchaus im Bereich des Möglichen. Deshalb ist man mit größeren Investitionen allgemein eher zurückhaltend", so Prantl.
Spendable Dänen und Norweger
Selbst in den Boomländern China und Indien stecken die meisten Konsumenten laut Umfrage ihr neues, hart verdientes Geld lieber in Spareinlagen. Weltweite Ausnahme bilden hier die Dänen (6 Prozent) und die Norweger (8 Prozent), die die Zeit momentan für "sehr gut" halten, um sich das zu kaufen, was sie haben möchten.
In Österreich behaupten dies gerade einmal zwei Prozent. 18 Prozent der Österreicher sind der Meinung, dass derzeit ein schlechter Zeitpunkt für Anschaffungen ist und weitere 52 Prozent bewerten ihn als "nicht so gut".
Weltweit größte Umfrage