Wien - Sie beginnt mit leichter Verwirrtheit und Vergesslichkeit und endet im vollständigen Gedächtnis- und Kontrollverlust über den eigenen Körper: Die Demenz. Diese chronische Alterskrankheit korreliert direkt mit der Lebenserwartung, weshalb in den kommenden Jahren auf Österreich eine regelrechte Demenzwelle zurollt. Westösterreich wird hierbei am stärksten betroffen sein, so die Berechnungen des Wiener Psychiaters Univ.-Prof. Dr. Johannes Wancata.

In Vorarlberg, Tirol und Salzburg sei mit der stärksten Zunahme an Demenzerkrankungen zu rechnen, weil hier die größten Zuwächse an über 80-Jährigen zu erwarten sind, so Wancata. Während es im Jahr 1951 bundesweit 35.500 Erkrankte gab, waren es 2000 bereits rund 100.000 und im Jahr 2050 werden bis zu 234.000 Österreicher an der Gehirnleistungsstörung leiden.

Eine der teuersten Krankheiten

"Demenz ist von den direkten sowie indirekten Kosten eine der teuersten Erkrankungen der Welt", weiß Prim. Dr. Andreas Walter, Abteilungsvorstand im Geriatriezentrum am Wienerwald. Die hohen Kosten für die sehr aufwendige Pflege werden in beträchtlichem Ausmaß von der erwerbsfähigen Bevölkerung getragen.

Von großem Interesse ist daher die Frage, wie sich das Verhältnis Demenzkranker zu den Erwerbsfähigen entwickelt. Während in Österreich im Jahr 2000 ein Demenzkranker noch auf 56 Erwerbsfähige kam, wird im Jahr 2030 ein Demenzkranker auf nur 26 Erwerbsfähige kommen. Für das Jahr 2050 ist laut Wancata ein Verhältnis von einem Demenzkranken zu 16,7 Erwerbsfähigen zu erwarten.

Häufigster Grund fürs Pflegeheim

Heute werden noch rund 80 Prozent der Alten von ihren Angehörigen gepflegt. Auf Grund des Geburtenrückgangs und der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft wird sich diese Situation künftig aber völlig verändern, so Walter. Bereits heute ist der häufigste Grund für die Aufnahme von Personen in ein Pflegeheim die Demenz und die im Laufe der Erkrankung bei bis zu 90 Prozent der Patienten auftretenden psychiatrischen Symptome und Verhaltensstörungen.

Enormer Pflegeaufwand

Für Angehörige und Betreuer stellt die Pflege dementer Menschen eine besondere Belastung da. In fortgeschrittenem Krankheitsstadium geht die Fähigkeit zu denken und zu sprechen vollständig verloren und die zunehmende körperliche Pflegebedürftigkeit sowie die Persönlichkeitsveränderung der Betroffenen erfordern eine ständige Beaufsichtigung.

Aber nicht nur der zeitliche Pflegeaufwand, sondern auch die psychische Belastung führen bei Angehörigen und Betreuern nicht selten zu körperlicher und seelischer Erschöpfung und münden in einem "Burn-out"-Syndrom, weiß Dr. Gerald Gatterer vom Geriatriezentrum am Wienerwald.

Keine Heilung Besonders frustrierend seien auch die mangelnden Erfolgserlebnisse. Das Krankheitsbild schreitet aller guten Betreuung zum Trotz unaufhörlich fort. Durch medikamentöse Behandlung und Gedächtnistraining kann man das Krankheitsbild einer Alzheimerdemenz allenfalls um ein bis zwei Jahre stabilisieren, so Walter.(APA)