Ein Anleger, der glaubt, dass der deutsche Aktienleitindex DAX in nächster Zeit steigen wird, hat folgende Möglichkeiten, um seine positive Markterwartung umzusetzen:

1.) Kauf sämtlicher 30 im DAX-Index enthaltenen Aktien gemäß ihrer Indexgewichtung. Da sich die Gewichtung der einzelnen Aktien permanent verändert, muss das Depot täglich angepasst werden, damit es tatsächlich die Wertentwicklung des Index widerspiegelt. Diese Prozedur ist für einen Privatanleger wahrscheinlich ziemlich mühsam. Die oftmaligen Umschichtungen verursachen zudem hohe Transaktionskosten. Zudem ist der Kapitaleinsatz, der zum Aufbau solch eines Depot erforderlich ist, beträchtlich. Diese Möglichkeit wird daher aller Voraussicht nach ausscheiden.

2.) Kauf eines Aktienfonds, in dem ein wesentlicher Teil von im DAX-Index befindlichen Aktien enthalten ist. Neben den oftmals üppigen Ausgabeaufschlägen ist hier allerdings zumeist auch noch jährliche Managementgebühr zu entrichten. Wie die Erfahrungen der vergangenen Jahre verdeutlicht haben, gelingt es dem Großteil der Fondsmanager nicht, einen als Benchmark herangezogenen Index zu übertreffen. Mit dem spesenintensiven Kauf eines Fonds hat man somit nicht einmal die Gewissheit, dass sich er sich genau so gut oder schlecht entwickelt wie der Aktienindex.

3.) Kauf eines Indexzertifikates. Indexzertifikate machen nichts anderes, als den Wert des zugrunde liegenden Aktienindex, in diesem Fall des DAX-Index - im Verhältnis eins zu eins widerzuspiegeln. Steigt der Index um zwei Prozent, legt das Indexzertifikat um zwei Prozent an Wert. Verliert der Index 1,5 Prozent, ist auch das Indexzertifikat um 1,5 Prozent weniger wert. Mit dem Kauf eines Indexzertifikates erwirbt man sich das Recht, zu jedem Zeitpunkt punktgenau an der Entwicklung des Index beteiligt zu sein. Vergleicht man diese Anlageform mit den anderen beiden Möglichkeiten sich am DAX-Index zu beteiligen, erkennt man rasch, dass Zertifikate eine durchaus realistische Alternative zu den altbekannten Veranlagungsformen darstellt.

Der Wert eines Indexzertifikates hängt zu 100 Prozent von der Kursentwicklung des Basisindex ab. Der Wert solch eines Zertifikates hängt – übrigens genau so wie der Wert aller Zertifikate, von den Kursentwicklungen anderer Finanzmarktinstrument ab. Deshalb sind Zertifikate den derivaten Finanzinstrumente zuzuordnen, da sich ihr Wert ableitet (lat.:derivare = ableiten). Zertifikate haben aus wertverändernder Sicht kein Eigenleben. Da der Kurs eines Indexzertifikates vom aktuellen Wert des Index abhängt, kommen die Kurse des Zertifikates nicht durch Angebot und nachfrage zustande, da sie dann wesentlich vom Kurs des Basisindex abweichen würden. Aus diesem Grund fungieren die Emittenten als Market Maker für die von ihnen emittierten Zertifikate. Dadurch hat man als Anleger die Gewissheit, die Zertifikate jederzeit zu fairen Preisen mit dem Emittenten handeln zu können.

Im Unterschied zu Fondsanteilen, bei denen sich der Anleger im Insolvenzfall der Kapitalanlagegesellschaft an den im Fonds enthaltenen Werten schadlos halten kann, werden Zertifikate als Schuldverschreibungen begeben. Diese Schuldverschreibungen sind nichts anderes als die Zusicherung der Emittenten, die Zertifikate bei Fälligkeit zurückzubezahlen bzw. zurückzukaufen, wenn der Anleger dies wünscht. Sollte jedoch ein Emittent in die Insolvenz schlittern, sieht es für den Inhaber eines Zertifikates nicht rosig aus, sein eingesetztes Kapital wiederzusehen. Daher sollte vor dem Kauf eines Zertifikates auch der Bonität des Emittenten Beachtung geschenkt werden. Allerdings erscheint derzeit das Risiko, dass die größten Anbieter wie ABN Amro, UBS-Investmentbank, Deutsche Bank, Citigroup, Hypovereinsbank oder Dresdner Bank pleite gehen, als eher unwahrscheinlich. Im Falle von Fusionen, die nicht so unwahrscheinlich sind, würden die Zertifikate mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit weiterlaufen, um die Anleger vor jeglichem Schaden zu bewahren.