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SPD-Dissident Oskar Lafontaine (rechts) mit Gregor Gysi (PDS).

Foto: Reuters
Bei der Bundestagswahl 1998 traten sie noch als politische Freunde auf und an, doch nun hat sich Lafontaine deutlicher als je zuvor gegen Schröder positioniert. Der ehemalige SPD-Chef kandidiert bei der Bundestagswahl für ein linkes Bündnis aus PDS und der "Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit" (Wasg). "Es sieht so aus, als ob das Linksbündnis zustande kommt. Und ich habe erklärt, wenn es zustande kommt, dann trete ich an", sagte der Saarländer am Freitag.

Es sind noch einige Fragen offen, aber grundsätzlich haben sich die "Partei des Demokratischen Sozialismus" und die Wasg auf eine gemeinsame Kandidatur geeinigt. Eine neue Partei wollen die Postkommunisten sowie die frustrierten SPD-Abweichler und Gewerkschafter nicht mehr vor der Wahl gründen. Stattdessen treten Mitglieder der Wasg auf offenen Listen der PDS an.

Im Gegenzug erwägt die PDS eine Namensänderung. Das Kürzel "PDS" soll darin auf jeden Fall vorkommen - schon allein aus Gründen des internen Kräfteverhältnisses: Die PDS hat 50.000 Mitglieder, die Wasg nur 6000. Im Gespräch ist die Bezeichnung "Vereinigte Linke-PDS" (VL-PDS). An diesem Wochenende werden die Gremien der beiden Parteien diese Hochzeit endgültig absegnen.

Die Arbeitsaufteilung zwischen Lafontaine und PDS-Mann Gysi ergibt sich nahezu automatisch: Da die PDS eine reine Ost-Partei ist, wird Gysi vor allem in den neuen Bundesländern Wahlkampf machen. Lafontaine hingegen tourt durch den Westen, wo sich die Wasg formiert und bei der Landtagswahl von Nordrhein-Westfalen am 22. Mai 2,2 Prozent der Stimmen erreicht hat.

Die beiden "Schönwetterpolitiker" werde man ja demnächst in vielen Talkshows sehen, ätzt SPD-Generalsekretär Klaus-Uwe Benneter. Doch er räumt auch ein: "Wir nehmen die neue Liste ernst."

Arbeitnehmer im Visier

Lafontaine hat schon klargestellt, wie er das neue Bündnis zur drittstärksten Kraft im Deutschen Bundestag machen will: PDS und Wasg werden bei den Arbeitnehmern und Rentnern - also der klassischen SPD-Klientel - nach Stimmen jagen. Er will sich gegen die "Enteignung der Arbeitnehmer" einsetzen und bezeichnet Schröders Arbeitsmarktreformen Hartz IV als "völlig unzumutbar". Zudem gefährde die rot-grüne Wirtschafts- und Finanzpolitik die Demokratie, weil sie zu Arbeitslosigkeit und Ungleichheit geführt habe. (DER STANDARD, Print, 11./12.6.2005)