Eine grässliche, alte Xanthippe liegt mit eingeschlagenem Schädel in ihrer Wohnung. Das Tatwerkzeug: eine Statue von Padre Pio. Die restlichen, seit Jahren genervten Hausparteien sind erleichtert. Keiner sagt der Toten etwas Freundliches nach. Und weil's so praktisch ist und auch zu den rassistischen Klischees passt, wird sogleich vermutet, dass die illegal arbeitende rumänische Haushaltshilfe die Alte ermordet und ausgeraubt hat. Das ist Wasser auf die Mühlen des ekelhaften Tenente Scarpa, der den Fall eilig "löst", bevor Commissario Brunetti aus dem Urlaub zurückkommt. Dummerweise meldet sich dann doch eine Zeugin, die das ganze Beweiskonstrukt zum Einsturz bringt und sich durch Scarpa nicht einschüchtern lässt. Brunetti hört der Frau zu und rollt den Fall neu auf. Ganz wie im realen Stadtplan von Venedig bieten seine Nachforschungen eine Menge Sackgassen und Verirrmöglichkeiten. Auch sonst wird Brunetti nicht so recht froh. "Als er jetzt überlegte, wem in der gegenwärtigen Regierung er vertrauen könne, wollte ihm niemand einfallen."
Dem innenpolitischen Pessimismus, der auch die Verschleppungstaktiken der italienischen Justiz miteinschließt, folgt ein moralischer. Die sieben Todsünden, die im Katechismus seiner Tochter beschrieben werden, existieren nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein, stellt Brunetti fest. Welche Sünde hat die bösartige Alte zu Fall gebracht? Nur so viel: Der zu laute Fernsehers war's nicht.